Liebe Leserinnen und Leser,
wir freuen uns, Sie mit unserem Newsletter auf dem Laufenden zu halten. Wir stellen Ihnen hier unsere Projekte vor und präsentieren aktuelle Themen der BioStadt Bremen. Außerdem lassen wir wichtige Partner:innen zu Wort kommen, stellen Ihnen spannende Bio-Projekte und Erfolgsgeschichten vor und halten Sie über aktuelle Veranstaltungen auf dem Laufenden. Wir freuen uns über Ihre Anregungen, Ideen oder Feedback zum Newsletter.
Die vierte Ausgabe des Newsletters erreicht Sie zum Start ins neue Jahr! Wir blicken auf viele spannende Veranstaltungen und tolle Projekte zurück und sind gespannt, was das neue Jahr bringt. Ein großes Dankeschön an alle, die sich in Bremen rund um das Thema nachhaltige Ernährung engagieren, die BioStadt Bremen mit Leben füllen und zu den positiven Entwicklungen beitragen. So konnten auch die Informationsveranstaltung für das geplante Kompetenzzentrum für nachhaltige Ernährung (Arbeitstitel „Training Kitchen“) und das 2. Dialogforum erfolgreich durchgeführt werden.
Zudem wollen wir in diesem Newsletter über einen neuen Arbeitsschwerpunkt der BioStadt Bremen berichten, über den Begriff Regionalität sprechen und Sie auf die kommende Ausschreibung für die „Training Kitchen“ aufmerksam machen! Zudem erwartet Sie ein interessantes Interview mit der engagierten Verbraucherin Rike Fischer.
Wir freuen uns schon, Sie bei der ein oder anderen Veranstaltung begrüßen zu dürfen und mit Ihnen in den Austausch zu kommen. Doch nun erstmal viel Spaß beim Lesen unserer News!
Ihr Team der BioStadt Bremen
So gut war die Stimmung beim 2. Dialogforum „BioStadt für alle“ im Winter 2021. Wir freuen uns, dass wir so spannende Gespräche führen konnten, obwohl wir uns mal wieder nicht persönlich treffen konnten. Umso glücklicher sind wir über die vielen spannenden Gespräche die zustande kamen und bedanken uns bei allen die da waren!
Bereits seit 2015 setzt Bremen sich dafür ein, die regionale Lebensmittelwirtschaft zu fördern und ein Bewusstsein für die Vorteile der ökologischen Landwirtschaft zu wecken. Das zentrale Ziel "Mehr Bio aus und für Bremen", soll mit verschiedenen Maßnahmen umgesetzt werden. Ein Meilenstein auf diesem Weg ist der „Aktionsplan 2025 - Gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen“. Hier möchten wir Sie über die Aktivitäten der BioStadt und den Fortschritt des Aktionsplans informieren.
Als erste Stadt Deutschlands hat Bremen beschlossen, alle öffentlichen Einrichtungen schrittweise auf bis zu 100% Bio umzustellen. Der Aktionsplan bezieht sich auf alle Küchen „in der unmittelbaren Einflusssphäre der Stadtgemeinde Bremen“. In den Schulen und Kindertagesstätten in Bremen sind rund 170 Küchen von diesem Beschluss betroffen. Die Umsetzung stellt eine große Herausforderung für die Küchen dar, die mit geringen Budgets, schwierigen Rahmenbedingungen und knappen Zeitressourcen umgehen und trotzdem die Versorgungssicherheit in den Einrichtungen gewährleisten müssen. Daher ist es besonders bemerkenswert, mit welchem Engagement viele Küchenleiter:innen sich dieser Herausforderung stellen und den Weg zu „mehr Bio“ beschreiten!
Der Senat hat in seiner Sitzung am 6. Februar 2018 den „Aktionsplan 2025 – Gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen“ beschlossen. Mit diesem Aktionsplan soll die Gemeinschaftsverpflegung (GV) der Stadtgemeinde schrittweise bis zum Jahr 2025 auf einen hohen qualitativen Standard gebracht und auf bis zu 100 % biologische und möglichst regionale Produkte umgestellt werden. Der Aktionsplan 2025 geht davon aus, dass in einem mehrjährigen Prozess durch eine Vielzahl von Maßnahmen die angestrebte Umstellung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde erreicht werden kann. Der Senatsbeschluss betrifft die Gemeinschaftsverpflegung in Schulen, Kindertagesstätten (KiTas), kommunalen Krankenhäusern und öffentlichen Betriebskantinen. Mit der Umsetzung wurden die jeweils zuständigen Ressorts beauftragt. Die Koordinierung obliegt der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Über den Stand der Umsetzung des Aktionsplanes 2025 soll dem Senat und der Bremischen Bürgerschaft alle zwei Jahre berichtet werden. Der turnusmäßig fällige Sachstandbericht wurde dem Senat am 21.12.2021 vorgelegt. Der Bericht macht den Stand der Umsetzung des Aktionsplans transparent und zeigt Herausforderungen und Potentiale auf.
Die Akzeptanz und der Grad der Umsetzung in den vorlegenden Ressorts und Küchen variiert stark. Einige Küchen bieten bereits ausgewogene, frische und biologische Produkte an, weil die Motivation der handelnden Akteure und notwendige infrastrukturelle Voraussetzungen gegeben sind. Andere Küchen benötigen zusätzliche Unterstützung. Einige Ressorts haben bereits erforderliche Zuständigkeiten geschaffen und ein lückenloses Berichtswesen eingeführt. Bei anderen fehlen nach wie vor die Zuständigkeiten, die für eine konsequente Umsetzung erforderlich wären.
Um die Umsetzung des Aktionsplans zu erreichen, müssen in allen Senatsressorts Zuständigkeiten benannt und Personalressourcen geschaffen werden. Ob dies gelingt, wird entscheidend sein für den Erfolg des Aktionsplan 2025 – „Gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen“. Im nationalen Kontext hat Bremen als Stadt mit ambitionierten und politisch verbindlichen Vorgaben eine Vorreiterrolle eingenommen. Auch wenn bereits sehr vieles in Bewegung gesetzt und erreicht werden konnte, ist diese Position in Gefahr, wenn der konsequente Handlungsdruck ausbleibt.
Insgesamt erfordert die flächendeckende Umsetzung intensivere Anstrengungen, konkrete und verbindliche Maßnahmen sowie entsprechende Ressourcen. Bei jährlichen Verpflegungskosten von rund 25 Millionen EUR, bezogen auf die vom Aktionsplan betroffenen Einrichtungen, handelt es sich um eine zentrale kommunale Managementaufgabe.
Den gesamten Bericht findet ihr hier: 2021-12-22_Drs-20-649 S_cc431.pdf (bremische-buergerschaft.de)
Der städtische Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) hat die bisherigen Etappenziele bei der Umstellung auf mehr Biokost erreicht. Das geht aus einem Verwaltungsbericht hervor, den die Grünen für die heutige Sitzung der Gesundheitsdeputation angefordert hatten. Demnach werden alle Molkereiprodukte seit 2018 zu 100 Prozent regional von einer Bio-Hofmolkerei in Lilienthal bezogen. Ebenso wird der für 2021 vereinbarte Bio-Anteil von zehn Prozent bei Fleischprodukten und pflanzlichen Erzeugnissen eingehalten. Vor allem aber kommt immer weniger Fleisch auf den Teller der Patient:innen, was der Gesundheit und dem Klimaschutz dient: Um satte 60 Prozent hat die Geno den Fleischanteil in den vergangenen drei Jahren gesenkt.
Der ernährungspolitische Sprecher Jan Saffe sieht den Klinikverbund auf einem guten Weg, auch die weitere Umstellung im Zuge des Aktionsplans 2025 ‚Gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung’ zu erreichen: „Die Geno-Kliniken sind mittlerweile von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung zertifiziert. Der Klinikverbund hat den Aktionsplan zur Umstellung auf mehr Biokost von Anfang an angenommen und sich den Herausforderungen gestellt. Das verdient Respekt und ist ermutigend für die weiteren Umsetzungsstufen. Mit dem Bezug der Milchprodukte wird zudem die regionale Landwirtschaft unterstützt. Mit der schrittweisen Umstellung auf immer mehr Bio hat die Geno auch den Fleischanteil seit 2018 um mehr als 60 Prozent reduziert. Das ist ein bedeutsamer Beitrag zum Klimaschutz. Damit die städtischen Kliniken diesen Weg erfolgreich weiter beschreiten können, stellen wir in den Haushalten 2022/23 jeweils 100.000 Euro zusätzlich bereit. Das Geld ist in die gesunde und klimaschonende Verpflegung der Patient:innen gut investiert.
„Ernährungsminister Cem Özdemir will bioregionale Produkte in der Gemeinschaftsverpflegung stärken. Städte wie Bremen und Freiburg zeigen, wie das gelingen kann“ (Charlotte Thielmann, 2022)
Im vierteiligen Podcast „Knowlegde for Future“ geht es um nachhaltiges Wirtschaften und Klimaschutzpolitik. Im vierten Teil geht es um die Frage, wie die Politik die Weichen für eine nachhaltige Zukunft stellen kann. Welche politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen braucht es für eine regionale Ernährungswende? Das fragt detektor.fm-Moderatorin Charlotte Thielmann Ernährungsexpertin Stephanie Wunder vom Ecologic Institut. Mücella Demir, Projektleiterin der BioStadt Bremen, und Kerstin Siebenmorgen vom Freiburger Amt für Schule und Bildung erzählen, welche Herausforderungen ein bioregionaler Umbau der Gemeinschaftsverpflegung mit sich bringt. Der Rechtswissenschaftler Christopher Zeiss von der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW erklärt, warum sich regionale Produkte schlecht mit dem Vergaberecht vertragen. Eine Produktion von detektor.fm und Ecologic Institut. Hier könnt ihr euch den Beitrag anhören: https://detektor.fm/gesellschaft/knowledge-for-future-ernaehrungswende-regional-gedacht-44
Die Initiative BioBitte hat ein klares Ziel: Gemeinsam mit Akteurinnen und Akteuren vor Ort will sie dazu beitragen, den Anteil von Bio-Lebensmitteln zu steigern. Von impulsgebenden Veranstaltungsformaten bis hin zu neuen Info-Materialien. Auf verschiedensten Wegen unterstützt BioBitte fortlaufend den Austausch zwischen Politik, Verwaltung und Praxis über Ziele und Wege zu mehr Bio in öffentlichen Küchen. Die Initiative BioBitte porträtiert Einrichtungen, Kommunen sowie Akteurinnen und Akteure, die erfolgreich den Anteil der eingesetzten Bio-Lebensmittel in den öffentlichen Küchen erhöht haben. Kitas, Kliniken, Studierendenwerke und weitere Institutionen zeigen, wie sie vorgegangen sind, geben Tipps aus der praktischen Umsetzung und benennen Erfolgsfaktoren.
Dafür ist die Initiative auf der Suche nach Good Practice-Beispielen, die bereits erfolgreich Bio-Lebensmittel in der öffentlichen Verpflegung einsetzen. Die Beispielbetriebe sollen dann in Form eines Steckbriefs auf einer interaktiven Deutschlandkarte (https://www.oekolandbau.de/ausser-haus-verpflegung/stadt-land-und-bund/bio-bitte/gute-praxis/) portraitiert werden. Der Steckbrief wird auf Basis eines etwa halbstündigen Telefoninterviews angefertigt. Dadurch sollen idealerweise andere Küchen inspiriert und motiviert werden, auf (mehr) Bio umzustellen.
Wir glauben, dass es in Bremen zahlreiche Küchen gibt, die Beispiele guter Praxis sind! Wenn Sie von Ihren Erfahrungen berichten wollen, oder eine Küche kennen, die besonders nachhaltig ist, wenden Sie sich an unser Team unter biostadt@umwelt.bremen.de oder direkt an janina.wittenberg@a-verdis.com
Fast 60 Kilogramm Fleisch isst jede:r Deutsche durchschnittlich im Jahr. Das ist weder für die eigene Gesundheit gut, noch für das Klima. Denn bei der Produktion von Fleisch und tierischen Lebensmitteln fallen große Mengen Treibhausgase an. Deswegen ist es wichtig, mehr qualitativ hochwertiges Obst, Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte anstelle von Fleisch in unseren Alltag zu integrieren.
Biostadt Bremen: weniger Fleisch – mehr bio!
Auch Bremen setzt immer mehr auf klimafreundliche Ernährung. Einer der wichtigsten Akteure, der sich für nachhaltigere Ernährung in Bremen einsetzt, ist die BioStadt Bremen. Das übergeordnete Ziel der BioStadt Bremen ist es, eine „gesunde und nachhaltige Ernährung für alle Menschen in Bremen zu ermöglichen“, fasst die Projektleiterin Mücella Demir von der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau zusammen. Dazu gehört: Mehr Bioprodukte in den Konsum zu bringen – besonders in der öffentlichen Verpflegung-, Lebensmittelabfälle zu vermeiden und den Anteil von tierischen Lebensmitteln zu reduzieren. Bremen hat ambitionierte Ziele. Der Abschlussbericht der Bremer Enquete Kommission aus Dezember 2021 formuliert das Ziel bis 2030 den Bremer Fleischkonsum um mindestens 50 Prozent zu reduzieren. „Ich halte das Ziel für realistisch“, sagt Mücella Demir. Als wichtigsten Hebel sieht sie hier die öffentliche Beschaffung: „Zurzeit ist es noch normal, dass es in vielen Kantinen mehrmals die Woche – wenn nicht sogar jeden Tag – Fleisch gibt.“ Wenn Fleisch reduziert würde, würden finanzielle Ressourcen frei, die dann für die Umstellung auf Bio eingesetzt werden könnten.
Das wichtigste Instrument ist hierbei der „Aktionsplan 2025 – Gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen“, welchen der Bremer Senat bereits 2018 beschlossen hat. In diesem Jahr setzt die BioStadt Bremen zudem auf Verbrauer:innenbildung, um auch im privaten Sektor Menschen zu einer klimafreundlichen Ernährung zu motivieren. „Mittlerweile ist es bekannt und bewiesen, dass weniger Fleisch gesund ist, da zum Beispiel das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung mit vermindertem Fleischkonsum abnimmt”, erklärt Mücella Demir. Es sei deswegen besonders wichtig, den Menschen klarzumachen, dass sie einen großen eigenen Vorteil haben, wenn sie tierische Produkte reduzieren. Zusätzlich ginge es um das Thema Haltung: Auf der einen Seite, wie Tiere gehalten werden, auf der anderen Seite, wie man persönlich Haltung annehmen und sich verantwortungsvoll mit den Themen klimafreundliche Ernährung und Tierwohl auseinandersetzen kann.
Daher wird im Frühjahr 2022 eine Kampagne mit dem Slogan „Die Haltung macht’s!“ veröffentlicht. Das Ziel ist es, alle Bremer:innen für die Vorteile der pflanzlichen Ernährung zu sensibilisieren und für einen bewussteren Umgang mit unseren Ressourcen zu werben. Viele Menschen sind durch eine fortgeschrittene Sensibilisierung bereits sehr offen für ein generelles Umdenken.
Bereits jetzt zeigen viele Bremer:innen Haltung beim Thema Ernährung. Sie haben ihren Fleischkonsum verringert, oder ernähren sich gänzlich vegetarisch oder vegan. Laut aktuellen Fleischatlas der Böll-Stiftung lehnen ¾ der jungen Menschen in Deutschland die konventionelle Tierhaltung ab. Wenn Menschen ihre Ernährung hinterfragen, dann steht laut Franziska Jeddings Erfahrungen häufig erstmal das Tierwohl im Fokus: “Doch wenn man dann anfängt, sich mit dem Thema beschäftigen, merkt man, was da noch alles dranhängt. Tierhaltung selbst stößt große Mengen CO₂ aus, dazu kommen die riesigen Flächen, auf denen Futter für die Tiere angebaut wird.”
Franziska Jedding hat sich deswegen entschieden selbst vegan zu ernähren und betreibt die Webseite “Bremen liebt Grünzeug”. Auf https://bremen-vegan.de/ findest du eine genaue Auflistung von Restaurants und Cafés in Bremen, die entweder komplett vegan sind, oder ein veganes und vegetarisches Angebot haben. Außerdem gibt es Tipps, zum Beispiel, wie man sich am besten vegan auf dem Freimarkt oder Weihnachtsmarkt ernähren kann. Mit ihrer Webseite möchte sie zeigen, dass man, auch wenn man sich vegan ernährt „nicht zuhause im einsamen Kämmerchen Spaghetti mit Tomatensoße essen muss, sondern trotzdem mit Leuten essen gehen kann und sich nicht großartig einschränken muss.“
Für die Bremerin ist die Ernährung mit der größte Hebel, den wir ziemlich einfach und schnell einsetzen können, um den eigenen CO₂-Fußabdruck zu verringern. Sich vegan zu ernähren, sei längst nicht mehr so schwierig, wie es noch vor ein paar Jahren war. Der gesellschaftliche Wandel mache sich auch in Bremen bemerkbar und das vegane Angebot wächst stetig. ”Bremen ist in Sachen veganer Ernährung gut aufgestellt“, findet Franziska Jedding. „Es ist natürlich nicht zu vergleichen, mit einer Großstadt wie Berlin. Aber das vegane Angebot in Bremen wird immer größer. Viele Restaurants, die eigentlich ein fleischlastiges Angebot haben, öffnen ihre Speisekarten für die vegane Ernährung. Auch in Supermärkten findet man mittlerweile eine riesige Auswahl an veganen Produkten.“
Bei manchen Bremer:innen steht trotz der o.g. Entwicklungen Fleisch täglich auf dem Speiseplan. Hier soll mit der Kampagne eine noch intensivere Präsenz und Aufklärungsarbeit stattfinden.
Wir finden, dass jeden Tag Braten, Wurst oder Aufschnitt nicht sein muss! Wenn aber mal Fleisch auf dem Teller landet, dann am besten in Bio-Qualität. Denn die artgerechte, umwelt- und klimafreundliche Tierhaltung ist ein Grundpfeiler der ökologischen Landwirtschaft.
Was hat Regionalität mit dem Aktionsplan zu tun?
Der Aktionsplan 2025 für gesunde Ernährung in der Bremer Gemeinschaftsverpflegung zeigt Ziele für die Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung auf, er eröffnet aber auch Perspektiven für den regionalen Handel und Betriebe indem Nachfrage geschaffen wird und so Investitionen in die nachhaltige regionale Produktion wieder zukunftsfähig werden. Im letzten Newsletter aus dem Oktober 2021 haben wir den neuen Arbeitsschwerpunkt der BioStadt „regionale Wertschöpfungsketten“ vorgestellt. Um regionale Betriebe beim Aufbau neuer Wertschöpfungsketten und der Nutzung neuer Marktpotentiale zu unterstützen und als Knotenpunkt zwischen allen Akteur:innen der Wertschöpfungskette, vom Feld bis in die Großküche, zu agieren, wurde die Stelle eines Koordinators für regionale Wertschöpfungsketten geschaffen.
Warum Regionalität?
Der Weg zu einer grundlegenden Ernährungswende besteht aus vielen kleinen Schritten. Eine Grundlage für eine nachhaltige Ernährung sind dabei bewusste Kaufentscheidungen, weg von lange eingefahrenen Mustern und hin zum Einkauf und Konsum mit mehr Bedacht. Eine nachhaltige Kaufentscheidung ist aber nicht immer offensichtlich und erfordert oft eine bewusste Auseinandersetzung mit einzelnen Produkten, Standards und einer Vielzahl von Labels. Der Kauf von regionalen Produkten ermöglicht uns Konsument:innen daher oft ein höheres Maß an Transparenz über Ursprung und Verarbeitung unserer Lebensmittel. Möglichst kurze Lieferwege, Saisonalität, und eine geringe Verarbeitungsstufe bedeuten darüber hinaus auch oft einen geringeren CO2-Fußabdruck unserer Lebensmittel. Auch soziale Aspekte spielen für den Einkauf von regionalen Lebensmitteln eine Rolle. Die Stärkung von regionalen handwerklichen Strukturen und landwirtschaftlichen Betrieben ist eine Investition in die Lebensqualität und Zukunftsfähigkeit der eigenen Region. Durch den Erhalt und Ausbau einer nachhaltigen und diversifizierten Lebensmittellandschaft werden Arbeitsplätze, Attraktivität, Kaufkraft und viele weitere Aspekte gestärkt. Insbesondere aber der größere Bezug zu Lebensmitteln für unsere Kinder ist schwer zu quantifizieren. Eins aber ist klar, ein Erlebbarmachen des eigenen Essens, ob in der Schule oder zuhause mit der Familie, trägt sehr stark zum Wissen über und zur Wertschätzung für Lebensmittel bei.
Aber was ist überhaupt Regionalität?
Der Begriff der Region hat viele verschiedene Bedeutungen und Verwendungen in den unterschiedlichsten Anwendungsgebieten. Fest steht nur, dass er sich nicht so einfach festnageln lässt, insbesondere nicht als Stadtstaat mit so engen Beziehungen in unser Umland und die ganze Welt. Der Handel, das weiter entfernt liegende Bremerhaven, sowie Bremens Natur als Industrie- und Hafenstadt hat unsere Auffassung der eigenen Region erweitert und macht es schwieriger Grenzen zu ziehen als in manch anderen Kreisen. Für die meisten Bremerinnen und Bremer hört die Region nicht an der Landesgrenze auf, ob nun aber die Grenze im Teufelsmoor, vor Hannover oder an Ems und Elbe gezogen wird, da spalten sich die Geister. Initiativen wie das Regionalfenster zeigen auf wo Lebensmittel produziert wurden und wo ihre Inhaltsstoffe herkommen. Anhand solcher Hilfsmittel können wir bereits jetzt Kaufentscheidungen aufgrund der Herkunft unserer Lebensmittel treffen.
Und was nun?
Um bestehende und neue Wertschöpfungsketten zu stärken und aufzubauen werden in der Zukunft viele verschiedene Informations- und Vernetzungsangebote im Rahmen der BioStadt entwickelt. Zentrale Themen sind unteranderem die Direktvermarktung und andere alternative Vermarktungsformen, sowie neue B2B-Vernetzungsangebote für Erzeuger und Großverbraucher. Darüber hinaus liegt ein klarer Fokus aber auch auf neuen und innovativen Konzepten.
BioStadt Bremen stellt das Konzept der „Training Kitchen“ vor: Fortbildung, Beratung und einfach gutes Essen!
Am 23.11. begrüßten Staatssekretär R. Meyer und das Team der BioStadt Bremen im Überseemuseum zur Vorstellung des fertigen Konzeptes für den Aufbau des Kompetenzzentrums für nachhaltige Ernährung.
Als Konsequenz des 2018 verabschiedeten „Aktionsplan 2025 – gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen“ wurde das Kompetenzzentrum für nachhaltige Ernährung, kurz „Training Kitchen“, auf den Weg gebracht. Die Institution soll die Bremer Gemeinschaftsverpflegung bei der Erreichung des Ziels von 100 % Bio unterstützen, Kantinenpraktiker:innen befähigen und alle Beteiligten vernetzen. Der Name bleibt bis zur Findung zukünftiger Betreiber:innen ein Platzhalter.
Der erste Meilenstein auf dem Weg war die Ausschreibung der Konzepterstellung in 2020 und nun war es so weit: Das fertige Konzept wurde dem interessierten Publikum präsentiert. Nahezu 150 Branchenvertreter:innen, Biopionier:innen und Kantinenspezialist:innen erlebten die elementaren Teilbereiche der zukünftigen „Training Kitchen“ in inhaltvollen Präsentationen und Fragerunden. Sie sahen, dass die „Training Kitchen“ sich vor allem als Schulungseinrichtung versteht. Ihre zentrale Aufgabe ist die Unterstützung der Kantinenpraktiker:innen in ihrer Weiterentwicklung des Nahrungsmittel- und Speisenangebotes zu 100 % Bio.
Dieses ambitionierte Ziel ist der Hebel, um die Qualität der Gemeinschaftsverpflegung bei gleichbleibenden Preisen zu steigern. Es sollen wieder mehr gekocht und weniger Fertiggerichte eingesetzt werden. Das Essen soll in allen Kitas, Schulen und Betriebskantinen, auf die der Senat Einfluss hat, frisch, gesund und knackig auf die Teller kommen. Dafür bedarf es der Begeisterung und Schulung aller Beteiligten im Umgang mit Bio-Lebensmitteln, dem Wissen vom Zusammenhang von Ernährung und Klimaschäden sowie handfesten Menüvorschlägen, die alle Kund:innen zurück in die Kantinen holen.
Das Konzept sieht deshalb vor, dass Weiterbildungen an drei Tagen der Woche angeboten werden, in denen Inhalte wie die Vermeidung von Lebensmittelabfällen, der Umgang mit alternativen Proteinquellen und die Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) z. B. für kindergerechte Speisen behandelt werden. Zu Anfang werde es sogenannte Protoküchen geben, in denen die Transformation aller Prozesse im Betrieb für mindestens 3 Monate intensiv begleitet werden soll. Die zukünftigen Betreiber:innen der „Training Kitchen“ suchen die Protoküchen als Erstkooperationen aus. Sie dienen dabei der Ermittlung von Daten und Best Practices in der Erreichung der Ziele des Aktionsplanes. Alle teilnehmenden Küchen sollen den Erfolg der Zusammenarbeit öffentlichkeitswirksam kommunizieren können über die Auszeichnung der „Training Kitchen“; eine Prämierung der besten in der Realisierung der Qualitätssteigerung. Darüber hinaus wird die „Training Kitchen“ Werbemaßnahmen und Veranstaltungen organisieren, welche über ihre Arbeit informieren, die Beteiligten vernetzen und die gesamte Bremer Bevölkerung begeistern sollen.
Die Vorstellung des Konzeptes am 23.11.2021 zeigte, wie die „Training Kitchen“ das zentrale Element der Bremer Ernährungsstrategie werden kann. Für alle die an diesem Tag nicht dabei sein konnten, gab es am 19.01. noch einmal die Gelegenheit, sich ein Bild zu machen im Rahmen der digitalen Wiederholung des Events. Gerne können Sie die Präsentationen auf unserer Website unter Biostadt Bremen - Downloads einsehen.
Eine richtungsweisende Möglichkeit zur Beteiligung bietet sich Interessenten voraussichtlich schon im Februar 2022
Es ist die Ausschreibung von Konzeption, Angebot und Durchführung digitaler Fortbildungen für die Zielgruppe der „Training Kitchen“. Im Zeitraum März bis Oktober 2022 soll die Möglichkeit geschaffen werden, sich online in den Themengebieten Kochen, Prozesse, Teamstrukturen und Umwelt fortzubilden zu können. Die Fortbildungen sollen dabei vor allem auf die Zielgruppe Kantinenkräfte und Management (auch, pädagogisches Personal) der öffentlichen Kitas und Schulen ausgerichtet werden. Auch für Gastronomen, Nutzer:innen der Außer-Haus-Verpflegung und Bürger:innen soll es digitale Veranstaltungen geben.
Aufgefordert zur Angebotsabgabe sind Bietergemeinschaften, Akteure, Unternehmen und Organisationen, die im Bereich der Erwachsenen- und Ernährungsbildung Erfahrung haben und sich an der Zielerreichung des Aktionsplans beteiligen möchten – zunächst durch digitale Fortbildungen
Mit dem Konzept für die „Training Kitchen“ wurde der Rahmen für den Aufbau eines Kompetenzzentrums für nachhaltige Ernährung in Bremen ermittelt. Es dient als Startpunkt für den dynamischen Entwicklungsprozess zum Aufbau des geplanten Kompetenzzentrums. Von den Bieter:innen wird im Vergabeprozess gefordert, dass sie beispielhaft aufzeigen, wie die Inhalte des Konzepts umgesetzt werden. Da es sich zunächst um digitale Veranstaltungen handelt, ist für die Ausschreibung im Februar nur ein Teil des „Training-Kitchen-Konzepts“ relevant. Im Fokus stehen zunächst die zielgruppenspezifische Vermittlung von Inhalten und die (digitale) Vernetzung. Über einen tabellarischen Lehrplan und Beispielfortbildungen beweisen die Bieter:innen ihre Kompetenz und Fachkunde, um den Zuschlag für das Projekt zu erhalten.
Ende 2022 wird darauffolgend die Gesamtleistung der des Betriebs der „Training Kitchen“ ausgeschrieben: Fortbildungen, Beratung und Netzwerkarbeit für 100 % Bio. Alle Betriebsgesellschaften und Bieter:innengemeinschaften, die das Kompetenzzentrum für nachhaltige Ernährung aufbauen und betreiben wollen, haben bereits jetzt die Möglichkeit, sich auf die Ausschreibung vorzubereiten. Das Konzept, das die Grundlage für die künftige Ausschreibung darstellt, finden Sie hier: Biostadt Bremen - Downloads.
Es werden relevante Kompetenzen und Referenzprojekte gefordert, um den Zuschlag für den Dienstleistungsvertrag mit einer Laufzeit von mind. 2 Jahren und einem Projektvolumen von rund 700.000 € zu erhalten. Selten gab es eine größere Gelegenheit, um die Stellschrauben für nachhaltigere Ernährung in Bremen zu bewegen!
Unter dem Motto „BioStadt für alle“ hat am Donnerstag, den 09.12.2021 das 2. Dialogforum für nachhaltige Verpflegung in Bremen als Online-Veranstaltung stattgefunden. Das Dialogforum soll den Akteur:innen der Bremer Verpflegungslandschaft und interessierten Bürger:innen eine Plattform des Austauschs bieten und so das Netzwerk weiter stärken. An der digitalen Veranstatlung nahmen ca. 50 Personen teil. Dabei konnte nahezu die gesamte Wertschöpfungskette abgebildet werden, von landwirtschaftlichen Betrieben, über die Verarbeitung und den Handel bis hin zu den Verantwortlichen für die Vergabe von Verpflegungsleistungen und Köch:innen. Auch in den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung und Gesundheit engagierte NGOs, Forschungsinstitute und Politiker:innen waren mit dabei. Das gemeinsame Ziel: Die nachhaltige Transformation der Bremer Gemeinschaftsverpflegung und des gesamten Ernährungssystems in Bremen und umzu.
Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Tanja Busse, Autorin und Moderatorin.
Nach der Vorstellung aktueller Projekte der BioStadt Bremen durch die Projektleitung, haben die Teilnehmenden sich in Breakout-Räumen zu den folgenden Themen ausgetauscht:
•Beteiligungsformate weiterentwickeln
->Wie gelingt der Austausch in Bremen?
•Bürgerschaftliches Engagement fördern
->Welche Fördermöglichkeiten gibt es und was wird gefördert?
•Regionale Wertschöpfungsketten stärken
->Welche Potentiale gibt es in Bremen und wie können sie ausgebaut werden?
•„Das große Ganze“
->Bio, regional, fair. Welche themenübergreifenden Synergien gibt es?
Bei der anschließenden Diskussion im Plenum sind so wichtige Impulse für neue Beteiligungsformate und zur Projektförderung gegeben worden. Positive Beispiele bei der Steigerung der regionalen Wertschöpfung wurden genannt und es wurde darüber gesprochen, wie diese Modelle zur Orientierung dienen können. Auch der Zusammenhang von Ernährung, Agrarwirtschaft, Gesundheit, Bodenschutz etc. wurde diskutiert, verbunden mit der Frage, wie das Wissen über diese Zusammenhänge in den Schulen und Bildungseinrichtungen transportiert werden kann.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Akteur:innen für die aktive Teilnahme. Mit ihren Anregungen und Ideen unterstützen sie ganz wesentlich das Vorankommen der Transformation des Bremer Ernährungssystems. Wir möchte uns auch bei Dr. Tanja Busse bedanken, die mit ihrer offenen und professionellen Art wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen hat.
Die BioStadt Bremen fördert Projekte von gemeinnützigen Einrichtungen und Vereinen, die zur Umsetzung des Aktionsplans 2025 beitragen. Die Förderrichtlinie und alle relevanten Unterlagen sind auf unserer Homepage zu finden. Für Fragen rund um das Thema Förderung steht Ihnen das Team der BioStadt zur Verfügung.
An dieser Stelle stellen wir in jeder Newsletter-Ausgabe ein von der BioStadt gefördertes Projekt vor. In dieser Ausgabe geht es um die "Bremer Aktionstage Ökolandbau 2021“, die vom Verein Sozialökologie organisiert wurden.
In der Showküche der Markthalle Acht herrschte vormittags im Dezember Hochbetrieb: Eine Vielzahl kleiner, fleißiger Hände mahlte Dinkelgetreide zu Dinkelvollkornmehl, aus Haferkörnern wurden Haferflocken mittels einer Getreidequetsche hergestellt, Dinkelvollkornteig wurde mit tierischen Ausstechern oder von Hand zu Füchsen, Hühnern, Pferden, Sternchen oder vielem mehr verwandelt und es wurde um die Wette gerätselt, welche Ähren denn zu welcher Getreidesorte gehören.
Grund für diese turbulenten Vormittage in der zu dieser Tageszeit eigentlich eher verlassen wirkenden Markthalle Acht war die Einladung des Verein SozialÖkologie. Dieser hatte alle bremischen KiTa- und Grundschulkinder zur 9. BioBackstube eingeladen.
Die BioBackstube stand in diesem Jahr unter der Schirmherrschaft der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität und Stadtentwicklung, Maike Schäfer. Ziel der dreiwöchigen Veranstaltung die dieses Mal im Rahmen des Verbundprojekts mit der BioStadt Bremen „Mehr Bio für Bremen“ stattfand, war es, die Zusammenhänge ökologischer Lebensmittelproduktion und -weiterverarbeitung mit viel Spaß für die Kinder nachvollziehbar und lebendig werden zu lassen.
Die Zeit in der Backstube begann für die Kinder mit dem Verarbeiten des Vollkornteigs. Denn bevor dieser von den motivierten und kreativen kleinen Bäcker:innen ausgestochen oder zu kleinen Figuren wie Schnecken oder anderen Figuren geformt werden konnte, musste er erst einmal unter Anleitung des fachkundigen BioBackstubenpersonals in Form gebracht werden. Anschließend konnte geformt, ausgestochen und verziert werden. Während die Plätzchen im Ofen langsam anfingen zu duften, erkundeten die Kinder die Getreide- und Gewürzzutaten ihrer Plätzchen. Dabei durften sie mit allen Sinnen bspw. erfahren, dass ein Getreidekorn nach Mehl schmeckt, wie die Körner der verschiedenen Getreidesorten an der Pflanze aussehen, wie Bio-Getreide wächst und was dieses zum gesunden Wachstum braucht oder wie eigentlich Vanille oder Zimt riechen. Zum Abschluss wurde gemeinsam mit Gitarrenbegleitung noch „in der Weihnachtsbäckerei“ gesungen und natürlich: Plätzchen genossen!
Und trotz dieser wimmeligen Atmosphäre war aufgrund der Pandemie hinter den Kulissen einiges anders als in den Vorjahren: nur die Hälfte der angemeldeten Gruppen konnte am Ende wirklich teilnehmen und auch vor der Backstube machten die jeweils geltenden Hygienevorschriften natürlich keinen Halt. Dies stellte das Team der Backstube organisatorisch und vor jedem Gruppenwechsel vor zeitliche und organisatorische Herausforderungen, die es aber mit Ideenreichtum und immer wieder auch mit engagierter Betreuungspersonen hervorragend meisterte.
So legte das Team in der freien Zeit selbst Hand an und backte zum einen was das Zeug hielt Plätzchen für die ca. 500 Kinder der Einrichtungen, die corona- und krankheitsbedingt nicht in die Backstube kommen konnten. Zum anderen verteilte es die überschüssigen Plätzchen an Menschen auf der Straße, die sich gleichermaßen wie die Kinder über dieses Geschenk freuten.
Die Zeit in der Backstube begann für die Kinder mit dem Verarbeiten des Vollkornteigs. Denn bevor dieser von den motivierten und kreativen kleinen Bäcker:innen ausgestochen oder zu kleinen Figuren wie Schnecken oder anderen Figuren geformt werden konnte, musste er erst einmal unter Anleitung des fachkundigen BioBackstubenpersonals in Form gebracht werden. Anschließend konnte geformt, ausgestochen und verziert werden. Während die Plätzchen im Ofen langsam anfingen zu duften, erkundeten die Kinder die Getreide- und Gewürzzutaten ihrer Plätzchen. Dabei durften sie mit allen Sinnen bspw. erfahren, dass ein Getreidekorn nach Mehl schmeckt, wie die Körner der verschiedenen Getreidesorten an der Pflanze aussehen, wie Bio-Getreide wächst und was dieses zum gesunden Wachstum braucht oder wie eigentlich Vanille oder Zimt riechen. Zum Abschluss wurde gemeinsam mit Gitarrenbegleitung noch „in der Weihnachtsbäckerei“ gesungen und natürlich: Plätzchen genossen!
Und trotz dieser wimmeligen Atmosphäre war aufgrund der Pandemie hinter den Kulissen einiges anders als in den Vorjahren: nur die Hälfte der angemeldeten Gruppen konnte am Ende wirklich teilnehmen und auch vor der Backstube machten die jeweils geltenden Hygienevorschriften natürlich keinen Halt. Dies stellte das Team der Backstube organisatorisch und vor jedem Gruppenwechsel vor zeitliche und organisatorische Herausforderungen, die es aber mit Ideenreichtum und immer wieder auch mit engagierter Betreuungspersonen hervorragend meisterte.
So legte das Team in der freien Zeit selbst Hand an und backte zum einen was das Zeug hielt Plätzchen für die ca. 500 Kinder der Einrichtungen, die corona- und krankheitsbedingt nicht in die Backstube kommen konnten. Zum anderen verteilte es die überschüssigen Plätzchen an Menschen auf der Straße, die sich gleichermaßen wie die Kinder über dieses Geschenk freuten.
Die Kinder erhielten zusätzlich eine kleine Bilderbroschüre mit Sprechblasen „vom Dinkelkorn zum Keks“, damit sie sich beim Knabbern der leckeren Bio-Kekse in ihren Einrichtungen gemeinsam mit ihren Lehrer:innen und Erzieher:innen zu den Hintergründen des Anbaus und der Verarbeitung des Getreides austauschen konnten.
In dieser Rubrik befragen wir verschiedene Akteure der Gemeinschaftsverpflegung zu ihrem Arbeitsalltag, den Herausforderungen und Erfolgserlebnissen, wenn es um die Umstellung auf bio-regionale Produkte in den Kantinen geht. Dabei soll die gesamte Wertschöpfungskette abgebildet werden: Von Köch*innen und Verpflegungsverantwortlichen, über Handel, Produzenten bis zur Landwirtschaft, sowie in dem Bereich engagierte NGOs.
Stellen Sie sich kurz vor: Wer sind Sie?
Moin, ich bin Rike Fischer, Baujahr 1967, Bio-Vegetarierin und Fischesserin seit dem ich 12 Jahre alt war. Seit 2004 lebe ich mit Begeisterung in Bremen, das mein geliebtes Lübeck mit noch mehr Weltoffenheit überbieten kann. Als Kommunikationsdesignerin komme ich von der Lebensmittelverpackungsindustrie und engagiere mich im Gegensatz dazu mittlerweile mit viel Elan für Naturkost aus Solidarischer Landwirtschaft, aus dem Garten und der Artenvielfalt essbarer Wildpflanzen, die ich sorgfältig lerne zu erkennen.
Im Bereich der Ernährung: Was ist für Sie „Bio“ und was ist „Nachhaltigkeit“ und wie kann man als Verbraucher:in diese beiden Aspekte im Alltag miteinbinden?
Bio ist Leben. Also Naturkostherstellung, die auf alle Lebewesen des Nahrungskreislaufs klug Rücksicht nimmt. Richtig schön finde ich, wenn das ohne Zertifikate zuverlässig funktioniert. Wir Menschen brauchen Energie aus Nahrungsmitteln. Doch unser Fokus hat sich sehr zu Genuss und Bequemlichkeit verschoben. Warum wird mit viel Aufwand und Chemie z.B. ein ziemlich wertloser Eisbergsalat in Massen produziert, anstatt die bestehenden Wildkräuter als Salat zuzubereiten, die ein gesunder Boden in der Region von sich aus hergibt? Da können wir viel mehr Nährstoffe finden. Pflanzliche Nahrung ergänzt durch ein wenig verantwortungsvoll gefangenen Fisch und etwas (Ziegen-)Milchprodukte runden meine Ernährung ab. Meist saisonal und regional.
Zugegeben, ein Genussprodukt gibt es auch. Es ist fair und nachhaltig angebauter Kakao…
Was ist für Sie aus der Verbraucher:innensicht besonders wichtig im Hinblick auf Ernährung mit dem Fokus auf Bio?
Wenn Verbraucher:innen sich für Bio entscheiden, ist es wichtig, dass sie das jederzeit überall in Bremen essen können. Auch wenn sie im Krankenhaus, im Restaurant, im Altenheim oder auf der Arbeit sind. Für Kinder, deren Körper von Grund auf in der Entwicklung steckt, ist das natürlich noch viel entscheidender.
Haben sie Ideen für Möglichkeiten als private Person, sich in die Bio-Wertschöpfungskette einzuordnen und das Ziel des Aktionsplans voranzubringen?
Meine Parzelle bietet mir enorme Möglichkeiten, mich mit Bioobst und -gemüse sowie zahlreichen essbaren Wildpflanzen einzudecken. Daneben beziehe ich mein Gemüse wöchentlich von unserer Solidarischen Landwirtschaft, deren Trägerverein ich einen Monatsbeitrag zahle und vor der ich meinen abwechslungsreichen Ernteanteil bekomme. Ich kann auf dem Gärtnerhof mitarbeiten und meine Kompetenzen als Kommunikationsdesignerin in den Dienst dieser wundervollen Sache stellen. Ich sehe, wie meine Lebensmittel wachsen und der Kompost gedeiht.
Außerdem engagiere ich mich für den Ernährungsrat Bremen und umzu. Solche Räte gibt es in Städten wie Köln, Hannover und Oldenburg schon und sie arbeiten gut mit den zuständigen Stellen der Verwaltung und Politik zusammen. Alle sind herzlich dazu eingeladen, sich einzubringen: www.ernahrungsrat-bremen.de Denn wer isst nicht?
Was müsste Ihrer Meinung nach passieren, um mehr „Bio aus Bremen und umzu für Bremen“ zu erreichen – Vor allem auch in Bezug auf die Bremer Gemeinschaftsverpflegung?
Bremens Bürgerinnen und Bürger sollten sich sicher fühlen, dass sie Bio fordern dürfen. Zu fairen Preisen. Und alle können sich bewusst machen, wie wertvoll billige Discounter-„Bio“ überhaupt sein kann.
Meine Ware aus dem Naturkostfachgeschäft um die Ecke, aus meinem Garten und vom nahegelegenen Bauernhof schmeckt wunderbar, ist nahrhaft und sehr gut haltbar. Im Discounter wird aus aller Welt zu Dumpingpreisen angebaute Ware über weite Strecken zu uns transportiert und viele Lebensmittel auf diesem Weg vernichtet, weil sie an diversen Stellen der Kette aus dem System aussortiert werden.
In der Gemeinschaftsverpflegung braucht es den Mut und das Wissen größtenteils ohne tierische Lebensmittel leckere Mahlzeiten anzubieten und die Kunden gut darüber zu informieren.
Wobei wünschen Sie sich mehr Unterstützung als Verbaucher:in? Was kann Bremen noch tun, um Verbraucher:innen zu unterstützen, ein Bewusstsein für Bio zu entwickeln?
Statt bei Neubauten von Geschosswohnungen einen Parkplatzschlüssel vorzuschreiben, wünsche ich uns einen „Gartenschlüssel“, damit alle Bremerinnen und Bremen viele Chancen haben, eigene Lebensmittel wachsen und gedeihen zu sehen und die Reste zu fruchtbarem Kompost zu verarbeiten, der den Kreislauf wieder schließt.
Wir suchen DICH fürs Mitmachen, um einen solidarisch betriebenen (BIO-)Supermarkt im Zentrum Bremens mit aufzubauen.
Nach Vorbildern aus New York, Paris oder Brüssel entstehen inzwischen auch in Deutschland (München, Berlin, Hamburg) Supermärkte als Kooperativen, die Wert auf faire Handelsbeziehungen, Regionalität und ökologische Produktion legen. In Bremen gibt es schon lange FoodCoops mit Läden wie Maiskolben oder KörnerKlub, die Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft mit ihrem Bauernladen.
Jetzt ist (vielleicht) die Zeit, größer zu denken! Mitmachen ist gefragt!
Kann Einkaufen bequem sein und gleichzeitig regional und nachhaltig? Das Unterrichtsmodul „Nachhaltiger Einkaufen“ wird in der Online-Fortbildung vorgestellt und gibt Anregungen, die heute vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten zu entdecken. Ob Supermarkt oder Discounter, Bio- und Hofläden, Online-Handel, Lebensmittelautomaten oder Wochenmarkt – wie unterscheiden sich die Einkaufsorte, und worauf legen die Schüler:innen Wert? Kann Einkaufen bequem sein und gleichzeitig regional und nachhaltig? Das finden die Lernenden heraus, wenn sie verschiedene Einkaufsorte in ihrem Umfeld nach bestimmen Kriterien vergleichen und erforschen. Das Unterrichtsmodul „Nachhaltiger Einkaufen“ gibt Anregungen, um die heute vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten zu entdecken. Die Schüler:innen erfahren dabei, was in ihrem Umfeld möglich ist.
In der Online-Fortbildung wird das Unterrichtsmodul vorgestellt und gemeinsam mit den Teilnehmenden Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht diskutiert. Das Modul ist konzipiert für die Klassen 7 und 8 und als Download verfügbar.
Die Online-Fortbildung findet in Kooperation mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) statt und richtet sich an Lehrer:innen ab Klasse 7.
Bitte melden Sie sich an unter: https://www.verbraucherbildung.de/online-fortbildung/nachhaltiger-einkauf-was-geht-bzfe-unterrichtsmodul-fuer-die-klassen-7-und-8
Am 23. November 2021 ist es so weit: Die Vorstellung des Konzeptes für den Betrieb der „Training Kitchen“ wird im Überseemuseum Bremen stattfinden.
Um zukunftsfähige Lösungen in der Gemeinschaftsverpflegung auf den Weg zu bringen, soll die „Training Kitchen“ (Arbeitstitel) zukünftig die Kantinen in der Transformation der Arbeitsabläufe und Ausgabe, des Angebots und Einkaufs beraten und schulen. Wertschöpfungsketten sollen aufgebaut und Stakeholder:innen vernetzt werden. Best Practice Beispiele sollen mögliche Wege zum Erfolg aufzeigen und regionale Lieferbeziehungen anregen.
Für alle interessierten Bürger:innen der Stadt Bremen lädt dieses Format zum schnacken, nachfragen und zuhören ein. Außerdem wird es auch eine Bio-Verköstigung und die Möglichkeit einer tieferen Einsicht in die einzelnen Bausteine des Training Kitchen – Konzepts geben.
Wir freuen uns über eine frühzeitige Anmeldung an biostadt@umwelt.bremen.de, da die Teilnehmerzahl Corona bedingt limitiert ist. Nach Erhalt Ihrer Anmeldung bestätigen wir Ihnen die erfolgreiche Aufnahme in die Gästeliste.
Bitte, bringen Sie Ihre Maske, Ihren Impf-, Genesungs- oder Testnachweis und ganz viel Neugierde mit!
Wir laden Sie herzlich zum 2. Dialogforum für nachhaltige Verpflegung in Bremen ein! Am 09. Dezember 2021 möchten wir mit allen engagierten und interessierten Akteuren in einen interaktiven Austausch treten und Sie an der Entwicklung der BioStadt Bremen teilhaben lassen. Ziel des Dialogforums ist es, im konstruktiven Dialog Herausforderungen zu identifizieren und Lösungen für eine nachhaltige Transformation des Bremer Ernährungssystems zu entwickeln. Zudem geht es darum, eine Plattform des Austauschs zu bieten, damit sich die Akteure vernetzen können und so das Netzwerk weiter gestärkt wird. Um Anmeldung für diese Veranstaltung wird gebeten an biostadt@umwelt.bremen.de bis zum 25. November 2021