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Der Newsletter der BioStadt Bremen

Ausgabe 3 – Oktober 2021

Liebe Leserinnen und Leser,

diese dritte Ausgabe des Newsletters erreicht Sie in einem aufregenden Herbst: Das Marktfest der BioStadt hat grade stattgefunden, mit vielen neuen Impulsen, Bekanntschaften und Produkten, die kennengelernt und probiert werden wollten – ein großes Dankeschön an alle, die dabei waren und den Tag zu so einem schönen Erlebnis gemacht haben! Und genauso aufregend geht es weiter: Diesen November wird endlich die Informationsveranstaltung für das geplante Kompetenzzentrum für nachhaltige Ernährung (Arbeitstitel "Training Kitchen") stattfinden und wir sind gespannt auf Ihr Feedback sowie Ihre Fragen! Im Dezember wird ein weiteres Mal zum Dialogforum eingeladen – ein Format, bei dem wir von Akteuren aus unserem Projektumfeld erfahren wollen, wie wir sie noch besser einbinden und unterstützen können bei der Umstellung auf Bio. Wir freuen uns schon, Sie bei der ein oder anderen Veranstaltung begrüßen zu dürfen und mit Ihnen in den Austausch zu kommen.
Doch nun erstmal viel Spaß beim Lesen unserer News!

Viel Spaß beim Lesen!

Ihr Team der BioStadt Bremen

Aktuelles aus der BioStadt

Aktionsplan 2025: Bio-Verpflegung saisonal statt regional

Sie erinnern sich? Im August berichteten wir über die geplante Umstellung der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen auf 100 Prozent regionale Biokost. Die Herausforderung war, ein öffentliches Ausschreibungsverfahren für Verpflegungsdienstleistungen zu entwickeln, das dem EU-Recht entspricht. Klingt einfach – ist es aber nicht.

EU-Vergaberecht: keine Diskriminierungen!
Rechtsgrundlage für die Vergabe öffentlicher Aufträge ist das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen/GWB. Zentrale Entscheidungskriterien sind nach § 97, Abs. 1
und 2 GWB: EU-weiter Wettbewerb, Transparenz, Wirtschaftlichkeit, Verhältnismäßigkeit und
Gleichbehandlung aller Angebote. Unkritisch ist, dass bei den Ausschreibungsverfahren der
öffentlichen Gemeinschaftsverpflegung Qualitätskriterien (hier: Bio) gefordert werden
dürfen.

Bio ist OK – "regional" ist per se kein Qualitätskriterium
Eine "regionale Herkunft" der Lebensmittel garantiert nicht automatisch eine höhere Qualität. Zwar dürfen nach § 97, Abs. 3 GWB auch "soziale und umweltbezogene Aspekte" Teil der Ausschreibungskriterien sein. Doch diese Kriterien müssen im Produkt messbar, schmeckbar oder anders quantifizierbar für einen Vergleich sein. Qualitätskriterien wie Transportwege, CO2-Bilanz oder der gesamte "ökologische Fußabdruck" von den Vorprodukten über die Produktionsweisen bis zu den Endverbrauchenden sind zwar möglich. In der Praxis scheitert ein Vergleich jedoch meist, da bisher keine Institution Waren und Dienstleistungen systematisch nach ihrer Umweltverträglichkeit bewertet und kontrolliert. Zudem müssten solche Qualitätskriterien bei öffentlichen Ausschreibungen mit den traditionell harten
Kriterien etwa von Gleichbehandlung und Verhältnismäßigkeit (Preis/Leistung) konkurrieren.

Umweltbilanz von Waren und Dienstleistungen bisher kaum vergleichbar
Die Wissenschaftlichen Dienste des Deutschen Bundestages/WD-BT kommen in einer
Einschätzung der aktuellen Rechtslage zu dem Fazit:
"Setzt man den Begriff der "Bio-Regionalität" in der Gemeinschaftsverpflegung mit erhöhter materieller Produktqualität und Umweltschutzförderung gleich, erscheint eine Aufnahme dieses Merkmals in der Leistungsbeschreibung bei EU-weiten Ausschreibungen unter dem Gesichtspunkt der Qualität als auch unter umweltbezogenen Aspekten grundsätzlich möglich. Insbesondere vor dem Hintergrund des vergaberechtlichen Gleichbehandlungsgebotes könnte
sich jedoch ein zu pauschales Abstellen auf die regionale Herkunft als problematisch erweisen. Letztlich ist die Rechtskonformität von Leistungsbeschreibungen für jeden Einzelfall gesondert zu beurteilen."
Kurz: Je mehr "Regionalität" auf messbare Umweltkriterien gestützt wird, desto aussichtsreicher sind nachhaltige Qualitätskriterien vor Gericht. Ob eine derart regional begründete Ausschreibung EU-rechtssicher ist, kann nur im Einzelfall entschieden werden.

Unser Mittel zum Zweck: Saisonalität
Juristischer Rat und der Blick auf das Vergabewesen anderer umweltbewusster Kommunen, haben uns zu der Entscheidung geführt, zukünftig den Wunsch nach Verwendung von bio-regionalen Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung um die Forderungen nach Verwendung von bio-saisonalen Lebensmitteln zu ergänzen. Denn erntefrische Bio-Lebensmittel stehen für anerkannte Qualität und sie schließen EU-weit keine Bio-Liefernden aus. Gleichzeitig dürften die günstigsten Anbietenden für saisonale Lebensmittel in der Region zu finden sein, so dass über die Forderung nach saisonalen Lebensmitteln eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass die verwendeten Lebensmittel von regionalen Anbietern bezogen werden. Der Bremer Saisonkalender der Klimaschutzagentur Energie-Konsens für Obst und Gemüse soll zukünftig die Vergabeunterlagen entsprechend ergänzen. Wir gehen davon aus, dass so Verfahrensrisiken, wie sie bei der Klage-Steilvorlage "Regionalität" zu erwarten wären, bestmöglich ausgeschlossen werden können.

Erste stadteigene bio-saisonale Betriebskantine im Haus des Reichs geplant
Im 4. Quartal 2021 ist endlich die Ausschreibung zur neuen Bewirtschaftung der Kantine des Finanzsenators im Haus des Reichs vorgesehen. Die Ausschreibungsunterlagen sind entsprechend der Anforderungen im "Aktionsplan 2025 – Gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung" erstellt und berücksichtigen nun auch den Einsatz saisonaler Lebensmittel. Neben den Eignungskriterien, deren Nichterfüllung zwingend zum Verfahrensausschluss führt, wurde eine Bewertungsmatrix erstellt, die weitere Anforderungen an die Bietenden je nach Erfüllungsgrad mit einer Punktzahl bewertet, so dass am Ende der Bewerbende mit dem besten Preis-/Leistungsverhältnis den Zuschlag erhält.

Schritt für Schritt wird die BioStadt Bremen auf dieser Grundlage gesundes und nachhaltiges
Essen in allen öffentlichen Gemeinschaftsverpflegungen für Groß und Klein anbieten.
Wir freuen uns schon jetzt darauf!

BioStadt Team: Neuer Arbeitsschwerpunkt Wertschöpfungsketten

Lebensmittel, ihre Produktion und Verarbeitung, aber auch unser Umgang mit ihnen, leisten einen wesentlichen Beitrag zu unserem ökologischen und sozialen Fußabdruck. Seit 2015 setzt die BioStadt Bremen sich verstärkt für den Einsatz ökologischer und möglichst regionaler Produkte ein. Mit dem Beschluss des Aktionsplans versucht Bremen seit 2018 gezielt die Nachfrage nach ökologischen Produkten zu erhöhen.

Seit dem 01. September hat Maximilian Felix Schupp bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität und Stadtentwicklung die Rolle des Referenten für regionale Wertschöpfung übernommen. Diese Stelle wurde im Projekt BioStadt geschaffen, um Lebensmittelwertschöpfungsketten in der Region, wo möglich und sinnvoll, zu stärken oder neu aufzubauen und den Austausch zu intensivieren. Kurze Wege in unserer regionalen Lebensmittelwirtschaft ermöglichen ein höheres Maß an Transparenz bei den eigenen Konsumentscheidungen, sie erhalten aber auch resiliente handwerkliche Strukturen und leisten damit einen aktiven Beitrag dazu, eine nachhaltige und lebenswerte Region zu gestalten.

Nur durch eine Vernetzung von allen relevanten Akteure entlang der gesamten
Wertschöpfungskette können bestehende und neue Potenziale gemeinsam identifiziert und
ausgebaut werden.

Beginn der Umsetzungsphase: Kick-Off Training Kitchen

Im „Aktionsplan 2025 – gesunde Ernährung in der Gemeinschaftsverpflegung der Stadtgemeinde Bremen“ hat sich die Stadt Bremen einer Steigerung des Bio-Lebensmittelanteils in der Gemeinschaftsverpflegung verschrieben. Die Gründe liegen auf der Hand: In Deutschland ist der Ernährungssektor für 16 bis 22 Prozent der gesamten Treibhausgasemissionen verantwortlich (BMU), wir essen durchschnittlich in der Woche so viel Plastik wie eine Kreditkarte enthält (WWF) und 41 Prozent der Wildbienenarten sind in ihrem Bestand gefährdet (Heinrich Böll Stiftung).

In der Gemeinschaftsverpflegung gibt es ein großes Potenzial, CO2 einzusparen, artgerechtere Tierhaltung zu fördern und Pestizide zu reduzieren. Aber lecker muss es sein! Dafür braucht es kreative und attraktive, gesunde und ökologische Lösungen in den Bremer Kantinen, denn hier essen wir. In 2017 aßen Bremer:innen in Kantinen 9,9 Millionen Portionen (Studie Esscooltour).

Um zukunftsfähige Lösungen in der Gemeinschaftsverpflegung auf den Weg zu bringen, soll das Kompetenzzentrum für nachhaltige Ernährung (Arbeitstitel "Training Kitchen") zukünftig die Kantinen bei der Umstellung der Arbeitsabläufe begleiten. Wertschöpfungsketten sollen ausgebaut, Stakeholder:innen vernetzt und Best Practice-Erfahrungen ausgetauscht werden.

Die Vision ist, dass künftig alle Bürger:innen Zugang zu gesundheitsförderlicher, nachhaltiger
und natürlich leckerer Ernährung erhalten. Um dieses ambitionierte Ziel kostenneutral für Verbraucher:innen zu erreichen, braucht es das Kompetenzzentrum für nachhaltige Ernährung, für dessen Aufbau inzwischen ein Konzept vorliegt.

Nach einem langwierigen und intensiven Arbeitsprozess möchten wir endlich die Ergebnisse mit Ihnen teilen. Am 23. November 2021, im Überseemuseum, ab 18 Uhr laden wir Sie herzlich ein, einen Blick in das geplante Kompetenzzentrum zu werfen. Bitte melden Sie sich bei Interesse an bei biostadt.bremen@umwelt.de

Der Staatsrat für Umwelt und Mobilität Ronny Meyer wird die Veranstaltung eröffnen, bevor das Team der BioStadt Bremen Sie durch die unterschiedlichen Bereiche des Kompetenzzentrums führt. Bis zu 150 engagierte Akteure der Bio-Branche, Vertreter:innen von Bürgerinitiativen sowie Verantwortliche von Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen werden – natürlich unter Einhaltung der aktuellen Corona-Bedingungen – über das Vorhaben informiert. Neben interaktiven Denkanstößen wird es in den inspirierenden Räumlichkeiten des Überseemuseums eine Geschmacksprobe des Kantinenessens der Zukunft geben: 100 Prozent Bio, 100 Prozent köstlich.

Rückblick auf das 6. Marktfest der BioStadt Bremen

Bremens  Bürgermeisterin und Senatorin für  Klimaschutz, Umwelt, Mobilität,  Stadtentwicklung und Wohnungsbau  Maike Schaefer und Schulkoch  Klaus Melloh bereiten leckeres Bio-Essen zu.

Was für ein schönes Marktfest wir mit Ihnen allen am 10. Oktober 2021 verbringen durften – uns haben die Gespräche, Aktionen und die gute Stimmung gutgetan und uns mal wieder gezeigt, wie wichtig das Thema Bio in und um Bremen schon ist. Ganz viele Ideen und Potentiale sind schon da und wir freuen uns, dass wir das mit Ihnen zusammen den
Bürger:innen der Stadt Bremen jedes Jahr auf´s Neue zeigen können.

Auch in diesem Jahr gab es auf dem alljährlichen Fest viel zu entdecken! Leckeres Essen, regionale Landwirte und ihre
Produkte, Talks und Information, Mitmachaktionen zum Gewinnen, Musik und Bühnenprogramm. Zahlreiche Besuchende haben bei herrlichem Wetter und ausgelassener Stimmung das vielseitige Programm genossen.

Vor der Bühne war Platz zum gemütlichen Get-together, Verweilen, Entspannen und Lauschen. Nach dem Storyfeld
unterhielten Denis Fischer & Band das Publikum musikalisch mit dem Besten aus den „Stay home recordings“ mit Liedern von Johnny Cash, Brian Ferry, Willi Deville und Sheryl Crow. Für alle, die selber aktiv werden wollten, stand ein Meer aus Blumen bereit, dass zum Binden von Blumenkränzen einlud. Neben dem abwechslungsreichen Bühnenprogramm, luden rund 50 Marktstände die Besucher:innen zum Flanieren, Schnacken und Probieren ein.

Wir bedanken uns bei allen Aussteller:innen, die diesen Tag zu einem besonderen Fest
gemacht haben!
ADFC Landesverband Bremen e.V., Aroma Olymp, arte Fakt Handelsagentur f. Erzeuger-Verbraucher-Ideen GmbH, EntoSus GmbH, Bienenhof Burs, Biten Bio-Foodtruck, Bremer
entwicklungspolitisches Netzwerk e.V. (BeN), Bremer Informationszentrum für
Menschenrechte u. Entwicklung (biz), Bremer Tierschutzverein e.V., BUND Bund für Umwelt u.
Naturschutz LV Bremen e.V., Bürger Energie Bremen eG, Imkerei Büttelmann, Coffee-Bike
Bremen, Kaffeerösterei deKoffiemann, Hofmolkerei Dehlwes GmbH & Co. KG, Biohof Eilte GbR,
Elektrizitätswerke Schönau, Flammenbäckerei, Frau Ingwer, frischeKiste GmbH & Co. KG,
Gärtnerhof Badenstedt WfbM, handmade2go GmbH, Blocklander Eisdiele H. B. Kaemena GbR,
Klein Burhafe, L´Epicerie Bio unverpackt, Landbäckerei Diekhaus GmbH,
Landwirtschaftskammer Bremen, Lichtblick Handelsvertretung, Lloyd Caffee GmbH, Herrn
Melloh, NKK Naturkost Kontor, Nudelei Werner, Nußbaum Rohmilchkäse GmbH, nixumzu - der
unverpacktwagen, RolandKISTE, Snoek GmbH, SolaWi Sophienhof Hofladen, SoLaWi
Lüninghausen, Soziale Manufakturen / Gröpelingen Marketing e.V., Verbraucherzentrale
Bremen e.V., Verein Sozialökologie e.V., VivoLoVin OHG, Yummy Organics GmbH, Die Ziegerei
GbR

Mit der alljährlichen Veranstaltung soll die Bedeutung von Ernährung als wichtiger Beitrag zum Klimaschutz ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt werden. "Ernährung" ist für das Klima von vergleichbar großer Bedeutung wie die energieintensiven Bereiche "Wohnen" oder "Mobilität". Mit einer klimaneutralen und nachhaltigen Ernährung können alle
Verbraucher:innen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Daher hat es sich die BioStadt Bremen zum Ziel gemacht, klimafreundliche Verpflegung und nachhaltigen Konsum zu fördern. Dank der großartigen Beteiligung der Ausstellenden und die Unterstützung durch unsere Partner von Großmarkt Bremen und Sternkultur, wurde die Bedeutung der Ernährung weiter ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Das Förderprogramm der BioStadt

Förderrichtlinie

Die BioStadt Bremen fördert Projekte von gemeinnützigen Einrichtungen und Vereinen, die zur Umsetzung des Aktionsplans 2025 beitragen. Für Fragen rund um das Thema Förderung steht Ihnen das Team der BioStadt zur Verfügung. Die Förderrichtlinie und alle relevanten Unterlagen sind auf unserer Homepage zu finden. Mehr erfahren.

Blick ins Projektumfeld

"Bremer Aktionstage Ökolandbau 2021" organisiert durch den Verein Sozialökologie
Unter dem Titel "Endlich wieder raus aufs Land" lud der Verein SozialÖkologie e.V. im September zu Bauernhofbesuchen ein. Ökologisch, regional, vor der Haustür - ganz konkret sollte ein Einblick in die hiesige Biolandwirtschaft gewährt erden. Man traf sich in Bremen Mitte, im Blockland, Werderland, auf Harriersand und in Riede.

Die zahlreichen Besucher und Besucher:innen erfuhren: Landwirtschaft geht ganz verschieden – als Familienbetrieb, als Genossenschaft, organisiert als Solidarische Landwirtschaft und in Form einer Stiftung. Interessant auch auf dem Hintergrund, dass bei vielen Betrieben ein Generationswechsel ansteht und nicht immer die Kinder die Betriebe übernehmen möchten, so dass neue Perspektiven willkommen sind. Das diesjährige Programm hat das Interesse vieler Menschen geweckt und so waren alle Veranstaltungen sehr gut besucht.

In Riede verwandeln 20 Menschen aus Bremen und umzu den Bio-Gärtnerhof von Gundel und Ulli Schmidt in die Solidarische Landwirtschaft "Grünes Zebra". Kein einfaches Unterfangen. Es gibt viel zu tun und zu lernen, aber das Ehepaar Schmidt steht den jungen Menschen mit all ihren langjährigen Erfahrungen zur Seite.

Beim Besuch vom Milchviehbetrieb Schröder auf dem Harriersand war das Zusammenspiel von Landwirtschaft und Wiesenvogelschutz zu beobachten. Die Tochter übernimmt den Hof – seit 20 Jahren Biobetrieb - und muss sich u.a. den speziellen Anforderungen beim Wirtschaften auf Domänenland stellen.

Das Management zwischen Landwirtschaft und Naturschutz war ebenfalls Thema auf Biohof von Ulli Vey, der in Blumenthal mit seiner Frau Carola mit Mutterkuhhaltung betreibt.

Über eine neue, sehr erfreuliche Entwicklung für Kuh und Kalb konnte man sich auf dem Hof Kaemena informieren und das Miteinander von Kälbchen und Kühen beobachten. „Muttergebundene Kälberhaltung“ heißt dieses Vorgehen in der Milchviehhaltung, bei dem die Kälber und Kühe nicht nach der Geburt getrennt werden. Die neue Hofmolkerei bei Kaemenas ist neben der Eisvermarktung ein weiterer Schritt Richtung Direktvermarktung. Dort hergestellte Joghurtprodukte gab es für die zahlreichen Besucherinnen - mit überwiegend landwirtschaftlichem Hintergrund - zum Probieren.

„Ein neuer Hof entsteht“ hieß es auf dem Hof Imhorst. Der Hofbesitzer Dietrich Lange stellt den elterlichen Hof zur Verfügung und bringt ihn in eine Stiftung ein. Der erfahrene Landwirt Martin Clausen ist in die Entwicklung der
neuen Regionalwert-AG „Bremen & Weser-Ems“ involviert, bringt eine Regionalwert-Stiftung auf den Weg, die diesen Hof übernehmen wird, auf der er ab 2022 mit weiteren fachlich versierten Menschen (Landwirt:in, Gärtner:innen) in einer Betriebsgemeinschaft Rinder-, Hühner- und Bienenhaltung sowie Gemüseanbau betreiben will.

Genossenschaftlich vermarktet werden Biolebensmittel im Bauernladen im Ostertor. Zur Funktion von
Konsumgenossenschaften, speziell zum Bauernladen gab es Infos in kleinen Gesprächsrunden.

Über die gemeinsame Arbeit von Rindern und Wildpferden, um Flora und Fauna von Sandspülfeldern im Werderland zu erhalten berichteten vor Ort der Landwirt Stefan Haake und Birgit Olbrich vom BUND. Die Rinderherde des Hof Haake wird ab dem kommenden Jahr auf Bio umgestellt.

Ebenfalls in Umstellung befindet sich der Hof Imhoff. Für Herrn Imhoff – derzeit Bürgerschaftspräsident – hat die Umstellung auf Bio u.a. den Grund, den Betrieb so für seine Kinder aufzustellen, dass er eine Zukunft hat. Mehr Platz und Frischluft für die Tiere, Umstellung der Fütterung - sehr spannend zu sehen, welche Veränderungen eine solche Entscheidung mit sich bringt.

Ein ungeplanter Höhepunkt war der Ausbruch von Rindern, die sich auf der viel befahrenen Stromer Landstraße tummelten. Bei der Absperrung der Straße Hilfestellung geleistet zu haben, so dass die Rinder wieder auf die heimische Weide geleitet werden konnten, bleibt sicherlich als lebendiger Teil des Hofbesuches vielen im Gedächtnis.

Eine große Anzahl an Besucher:innen erlebten bei schönstem Wetter mitten in Bremen im Bürgerpark eine besondere Verbindung von Stadt und Land. Jürgen Drewes, Landwirt aus Oberneuland, bringt regelmäßig seine Kühe auf die Weiden im Bürgerpark. Er hatte viel über das Leben seiner Kühe zu berichten, speziell darüber, wie es ihnen auf den geschichtsträchtigen Weiden ergeht. Herr Großmann, Bürgerparkdirektor, erklärte bei einem Rundgang, warum die Kühe in diesem Kulturdenkmal gewünscht sind. Herr Großmann würde diese Veranstaltung gerne jährlich mit dem Verein
SozialÖkologie durchführen.

Der Film "Unser Boden, unser Erbe" auf dem Lucie-Flechtmann-Platz war der Abschluss der
diesjährigen Aktionstage Ökolandbau.

Vom Feld auf den Teller: Interviews mit Akteuren der Wertschöpfungskette

In dieser Rubrik befragen wir verschiedene Akteure der Gemeinschaftsverpflegung zu ihrem Arbeitsalltag, den Herausforderungen und Erfolgserlebnissen, wenn es um die Umstellung auf bio-regionale Produkte in den Kantinen geht. Dabei möchten wir die gesamte Wertschöpfungskette abbilden: Von Köch:innen und Verpflegungsverantwortlichen, über Handel, Produzenten bis zur Landwirtschaft, sowie in dem Bereich engagierte NGOs.

Teil 3: Interview mit Claire Klindt von handmade2go

Handmade2Go ist eine Bio-Manufaktur aus Bremerhaven – einige von Ihnen haben vielleicht
schon deren Produkte auf einem der zwei letzten Marktfeste probiert. Wir von der BioStadt
finden die leckeren Frühlingsrollen von Claire Klindt zum Niederknien und haben sie zu ihrer
Geschichte und Produktionsgeheimnissen befragt.

BioStadt: Liebe Frau Klindt, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen.
Stellen Sie sich doch kurz vor: Wer sind Sie und was für einen Betrieb führen Sie?
Klindt: Ich bin Claire Klindt, die Mitgründerin von handmade2go, einer kleinen Bio-Manufaktur
für asiatische Speisen. Bei uns dreht sich alles um das Bio-Reispapier. NEM2GO ist unsere
Produktlinie, im deutschsprachigen Raum sind NEMs eher als Frühlingsrollen bekannt. Unsere
NEMs sind momentan die einzigen in Deutschland, die mit Bio-Reispapier handgerollt werden.
BioStadt: Wie sah der Weg hin zu reinen Bio-Produkten aus? Warum haben Sie sich für die
Umstellung entschieden und welche Herausforderungen hatten Sie zu meistern?
Klindt: Wir haben uns von Anfang an für die Bio-Qualität entschieden, aus diesem Grund gab
es keine Umstellung, sondern viel Wartezeit, um eine Ausnahmegenehmigung für eine Zutat,
die zu der Zeit noch nicht in Bio-Qualität zur Verfügung stand, bei der Bundesanstalt für
Landwirtschaft und Ernährung zu erhalten. Natürlich ist auch die Bio-Zertifizierung eine große
Hürde gewesen, da wir uns komplett alleine durch die Zertifizierung gearbeitet haben, hier gab
es eine Menge zu lesen und lernen, aber am Ende haben wir im ersten Anlauf unsere BioZertifizierung erhalten, also hat sich der Aufwand gelohnt!
BioStadt: Bislang liefern Sie noch nicht für die Gemeinschaftsverpflegung in Bremen. Könnten
Sie sich dies für die Zukunft vorstellen? Gäbe es dabei bestimmte Herausforderungen?
Klindt: Durch den Aktionsplan 2025 hat das Land Bremen ein ehrgeiziges Vorhaben ins Leben gerufen. Dies haben wir sehr begrüßt! Eine nachhaltige Ernährung für die Kitas/Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen, mit 100% Bio-Lebensmitteln, kann nur stattfinden, wenn die Einkäufer für die Kantinen/Mensen unsere errechneten Preise akzeptieren. Hier können verbesserte Beschaffungsrichtlinien von Seiten der Stadt Bremen lokalen Produzenten den
Zutritt zur Gemeinschaftsverpflegung ermöglichen.Als (Bio)-Manufaktur wird die Ware per Hand hergestellt, die Zutaten die auch lokal oder regional verfügbar sind werden auch hier gekauft, leider ist die Menge an Gemüse die wir benötigen noch überschaubar – wir möchten die Zutaten so frisch wie möglich verarbeiten – da bleibt wenig Handlungsmöglichkeit um einen besseren Einkaufspreis zu bekommen. Seit dem Ausbruch der Pandemie und daraus entstandene
Einkaufsverordnung der Großhändler (Mindestabnahmemengen) kaufen wir mittlerweile zum Teil direkt beim Bio-Supermarkt, leider zu den üblichen Endverbraucherpreisen!
BioStadt: Sie setzen sich sehr engagiert für nachhaltigere Ernährungssysteme ein. Mit welchen
Schritten kann ihrer Meinung nach das Ziel "Mehr Bio in Bremen" erreicht werden?
Klindt: Kleine Bio-Startups oder Bio-Caterers können nur bedingt die Agrar- und Ernährungswende in Bremen und Umland unterstützen, da die Wege ins Umland (zu den regionalen Erzeugern) einfach zu lang sind, um Kleinstmengen an Zutaten zu kaufen. Wenn das Land Bremen eine Infrastruktur für kleine Firmen/Startups bereitstellen würde, um günstiger und einfacher an kleinen Mengen an frischen regionalen Bio-Zutaten zu kommen, wäre vielen schon sehr geholfen!
BioStadt: Sie arbeiten an einem neuen Projekt, einem Mitmachsupermarkt in Bremen. Erzählen Sie gerne etwas darüber.
Klindt: Unter dem Dach des Vereins "SozialÖkologie" hat sich die AG "Mitmach-Supermarkt Bremen" gebildet, um die Durchführbarkeit eines solidarischen (Bio-)Supermarkts in Bremen zu eruieren. Der Mitmach-Supermarkt wird ein sozialer Ort sein, an dem man zusammenarbeiten und gemeinsam entscheiden wird. Der Mitmach-Supermarkt gehört den Mitmacher:innen, jedes Mitglied hat eine Stimme. So kann sich jedermann für eine gesündere und ökologischere Ernährung engagieren und auch leisten, da der Einkauf direkt mit lokalen/regionalen Erzeugern und kleinen Produzenten durchgeführt wird.
BioStadt: Wie ist der dort Stand der Umsetzung?
Klindt: Der zweite Termin wird am 3. November 2021 um 17:00 stattfinden, weitere Informationen
findet ihr auf www.supercoop-bremen.de.
BioStadt: Vielen Dank für das Interview.
Klindt: Vielen Dank für Ihr Interesse an unserer Arbeit!

Veranstaltungen

Projekttreffen "Mitmach-(Bio)-Supermarkt Bremen" am 03. November 2021 ab 17 Uhr

Wir suchen DICH fürs Mitmachen, um einen solidarisch betriebenen (BIO-)Supermarkt im Zentrum
Bremens mit aufzubauen.
Nach Vorbildern aus New York, Paris oder Brüssel entstehen inzwischen auch in Deutschland
(München, Berlin, Hamburg) Supermärkte als Kooperativen, die Wert auf faire Handelsbeziehungen,
Regionalität und ökologische Produktion legen. In Bremen gibt es schon lange FoodCoops mit Läden
wie Maiskolben oder KörnerKlub, die Erzeuger-Verbraucher-Genossenschaft mit ihrem Bauernladen.
Jetzt ist (vielleicht) die Zeit, größer zu denken! Mitmachen ist gefragt!

Verbraucherbildung für Lehrende: Nachhaltiger Einkauf – was geht?

BZfE-Unterrichtsmodul für die Klassen 7 und 8 / Verbraucherzentrale Bremen am 3.
November 2021 von 16 bis - 17.30 Uhr

Kann Einkaufen bequem sein und gleichzeitig regional und nachhaltig? Das Unterrichtsmodul
„Nachhaltiger Einkaufen“ wird in der Online-Fortbildung vorgestellt und gibt Anregungen, die heute
vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten zu entdecken. Ob Supermarkt oder Discounter, Bio- und Hofläden,
Online-Handel, Lebensmittelautomaten oder Wochenmarkt – wie unterscheiden sich die Einkaufsorte,
und worauf legen die Schüler:innen Wert? Kann Einkaufen bequem sein und gleichzeitig regional und
nachhaltig? Das finden die Lernenden heraus, wenn sie verschiedene Einkaufsorte in ihrem Umfeld
nach bestimmen Kriterien vergleichen und erforschen. Das Unterrichtsmodul „Nachhaltiger
Einkaufen“ gibt Anregungen, um die heute vielfältigen Einkaufsmöglichkeiten zu entdecken. Die
Schüler:innen erfahren dabei, was in ihrem Umfeld möglich ist.

In der Online-Fortbildung wird das Unterrichtsmodul vorgestellt und gemeinsam mit den
Teilnehmenden Einsatzmöglichkeiten für den Unterricht diskutiert. Das Modul ist konzipiert für die
Klassen 7 und 8 und als Download verfügbar.

Die Online-Fortbildung findet in Kooperation mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) statt und
richtet sich an Lehrer:innen ab Klasse 7.

Bitte melden Sie sich an unter: https://www.verbraucherbildung.de/online-fortbildung/nachhaltigereinkauf-was-geht-bzfe-unterrichtsmodul-fuer-die-klassen-7-und-

Kick-Off Training Kitchen im Überseemuseum Bremen am 23. November 2021 ab 18.15 Uhr

Am 23. November 2021 ist es so weit: Die Vorstellung des Konzeptes für den Betrieb der
"Training Kitchen" wird im Überseemuseum Bremen stattfinden.
Um zukunftsfähige Lösungen in der Gemeinschaftsverpflegung auf den Weg zu bringen, soll
die "Training Kitchen" (Arbeitstitel) zukünftig die Kantinen in der Transformation der
Arbeitsabläufe und Ausgabe, des Angebots und Einkaufs beraten und schulen.
Wertschöpfungsketten sollen aufgebaut und Stakeholder:innen vernetzt werden. Best
Practice Beispiele sollen mögliche Wege zum Erfolg aufzeigen und regionale
Lieferbeziehungen anregen.
Für alle interessierten Bürger:innen der Stadt Bremen lädt dieses Format zum schnacken,
nachfragen und zuhören ein. Außerdem wird es auch eine Bio-Verköstigung und die
Möglichkeit einer tieferen Einsicht in die einzelnen Bausteine des Training Kitchen – Konzepts
geben.
Wir freuen uns über eine frühzeitige Anmeldung an biostadt@umwelt.bremen.de, da die
Teilnehmerzahl Corona bedingt limitiert ist. Nach Erhalt Ihrer Anmeldung bestätigen wir
Ihnen die erfolgreiche Aufnahme in die Gästeliste.
Bitte, bringen Sie Ihre Maske, Ihren Impf-, Genesungs- oder Testnachweis und ganz viel
Neugierde mit!
Dialogforum der BioStadt Bremen am 9. Dezember 2021 ab 14 Uhr
Wir laden Sie herzlich zum 2. Dialogforum für nachhaltige Verpflegung in Bremen ein! Am
09. Dezember 2021 möchten wir mit allen engagierten und interessierten Akteuren in einen
interaktiven Austausch treten und Sie an der Entwicklung der BioStadt Bremen teilhaben
lassen.
Ziel des Dialogforums ist es, im konstruktiven Dialog Herausforderungen zu identifizieren
und Lösungen für eine nachhaltige Transformation des Bremer Ernährungssystems zu
entwickeln.
Zudem geht es darum, eine Plattform des Austauschs zu bieten, damit sich die Akteure
vernetzen können und so das Netzwerk weiter gestärkt wird. Um Anmeldung für diese
Veranstaltung wird gebeten an biostadt@umwelt.bremen.de bis zum 25. November 2021.