Liebe Leserinnen und Leser,
der Oktober steht im Zeichen des Dankes, so ist der Erntedank traditionell ein Anlass für die eingebrachte Ernte zu danken. Die Haupterntezeit der regionalen Gemüsesorten im Nordwesten endet im Oktober, bis im November endlich die ebenso traditionelle Grünkohlsaison beginnt. Auch wir vom Team der BioStadt Bremen möchten den Newsletter im Oktober zum Anlass nehmen, um Danke zu sagen.
Wir bedanken uns für das generelle und speziell das Engagement in den letzten Monaten. Wir blicken zurück auf eine ereignisreiche Zeit, in der wir Sie alle als besonders aktiv erlebt haben.
Seit der letzten Ausgabe des BioStadt-Newsletters im Mai 2023 ist viel passiert. Bremen hat gewählt, der Ressorttitel hat sich geändert und die neue Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft, Frau Kathrin Moosdorf hat ihr Amt angetreten. Die BioStadt Bremen hat am 14. und 15. September 2023 mit der Tagung "The Future of Organic Food" viele internationale und nationale Gäste in Bremen zusammengebracht und an gemeinsamen Visionen gearbeitet.
Apropos Tradition, besonders gespürt haben wir das Engagement der Bio-Szene bei unserem alljährigen BioMarktFest am 8. Oktober 2023, doch mehr dazu in der Rubrik "Aktuelles aus der BioStadt".
Zudem wird es in dieser pickepacke vollen Ausgabe gleich zwei Interviews geben: Zum einen mit Judith Rüßmann vom Klinikverbund Gesundheit Nord über die Umstellung auf Bioprodukte als Großverbraucherin und zum anderen mit Prof. Dr. Ines Oldenburg und Josephine Glogger-Hönle von der Initiative "Landwirtschaft macht Schule" in unserer Rubrik Spotlight auf Praxis und Forschung.
Wir freuen uns auf farbenfrohe Aufgaben und Projekte, die Licht in die eher graue Jahreszeit bringen werden.
Ihr Team der BioStadt Bremen
Die BioStadt Bremen hat im Rahmen des Vorsitzes im europäischen [ONCE;Organic Cities Network Europe;en-gb] die internationale Fachtagung "The Future of Organic Food" am 14. und 15. September 2023 in Bremen ausgerichtet.
Bei der Tagung bot die BioStadt Bremen Fachkolleg:innen der europäischen, nationalen und kommunalen Ebene die Möglichkeit in einen produktiven Austausch zu kommen. In Vorträgen und Workshops wurden die Schlüsselthemen der regionalen Wertschöpfungsketten, der Hebelwirkung der Außerhausverpflegung und der Rolle der Städte in den Mittelpunkt gestellt.
Neben intensiven Diskussionen und Wissensaustausch bot der "Markt der Möglichkeiten" 13 Bremer Bio-Startups und anderen Leuchtturm-Projekten die Möglichkeit, ihre Konzepte, Projekte und Produkte einem breiten Fachpublikum vorzustellen.
Unter den namhaften Referentinnen und Referenten waren neben der Umwelt-Senatorin Kathrin Moosdorf unter anderem Jorge Pinto Antunes (Stellvertretender Kabinettschef im Landwirtschaftskabinett der EU Kommission), Audrey Pulvar (Vize-Bürgermeisterin von Paris), Dr. Burkhard Schmied (Abteilungsleiter im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft), Claudio Serafini (Direktor des Organic Cities Network Europe) und Marian Blom (Vizepräsident des Vorstands von IFOAM.
Das Ziel der Fachtagung war es, die Herausforderungen und Chancen der Ernährungswirtschaft herauszuarbeiten und im Rahmen eines kooperativen Austausches Lösungen für die nachhaltige Transformation des Ernährungssystems zu entwickeln.
Wir danken allen Beteiligten und Teilnehmenden für Ihr großes Engagement auf, hinter und vor der Bühne, mit welchem vielfältige Perspektiven aus den Bereichen Landwirtschaft, Ernährung, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung in die Veranstaltung einbezogen werden konnten.
Internationale Fachtagung "The Future of Organic Food"
Am 8. Oktober 2023 begaben sich erneut mehrere Hundert interessierte Besucher:innen den Weg zum Findorffmarkt, um sich bei traumhaften Wetter und einer phantastischen Atmosphäre über die Vorteile der regionalen Bio-Landwirtschaft zu informieren.
Über 50 Stände erschufen eine heitere Marktatmosphäre bei der die Marktbesucher:innen Bio erleben und schmecken konnten. Es war möglich den gesamten Wocheneinkauf in regionaler Bioqualität zu erledigen, dabei in den netten Austausch mit Austeller:innen und Besucher:innen zu kommen und zudem ein kulinarisches Highlight aus zertifizierter biologischer Herstellung zu genießen.
Die inzwischen zu Klassikern gewordenen Mitmachaktionen der spannenden "Gemüsejagd" welche die Teilnehmenden auf eine Reise zu diversen Mitmachaktionen an diverse Stände des Marktes führte, des aufregenden "Gemüsebingo" mit über 100 Teilnehmenden, dem Blumenkranzbinden und des Kleidertausches sowie dem neuen Highlight einer Heuhüpfburg sorgten allesamt für eine ausgelassene Stimmung bei jungen und junggebliebenen Marktbesucher:innen.
Der Umwelt-Staatsrat Jan Fries begrüßte die Besucher:innen und kam mit diesen beim Probieren von ökologisch erzeugten Nahrungsmittel wie Öl und Wein in den Austausch. Das abwechslungsreiche Bühnenprogramm bot neben stimmungsvoller musikalischer Begleitung ein interessantes Storytelling mit Stimmen aus der ökologischen Landwirtschaft.
Das BioMarktFest 2023 hat erneut gezeigt wie vielen Menschen eine gesunde, biologische und regionale Ernährung wichtig ist und bestätigt uns in unserer Vision einer nachhaltigen Zukunft, an der wir zukünftig mit zusätzlicher Motivation weiterarbeiten.
Ein riesen Dank geht neben den zahlreichen Besucher:innen an die Bio-Marktbeschicker:innen und die Bremer Bio-Szene. Aufgrund eurer Arbeit, eurem Engagement und eurer Zeit war das Bio-Marktfest ein voller Erfolg!
Wir freuen uns, wenn wir im nächsten Jahr mindestens ebenso viele Austeller:innen und Besucher:innen wie in diesem Jahr begrüßen dürfen.
Pressemitteilung des Senats zum BioMarkFest
Wie wir in unserer letzten Ausgabe berichtet haben, wurde im Frühjahr 2023 die Bremer Volkshochschule mit ihren Räumlichkeiten im Bamberger-Haus als Auftragnehmerin für das Bildungsangebot "Forum Küche" bestätigt. Das Forum wurde vergangenes Jahr im Rahmen des Aktionsplans 2025 ins Leben gerufen, um die öffentliche Gemeinschaftsverpflegung mit einem breiten, zunächst digital ausgerichteten Fortbildungsangebot bei der Umstellung auf biologische und regionale Lebensmittel zu unterstützen.
Die ersten Stellen für das Kompetenzzentrum wurden besetzt. Der Bau der Lehrküche ist in vollem Gange und soll im ersten Quartal 2024 fertiggestellt werden. Bis zum Abschluss der Bauarbeiten und dem baldigen Beginn der Präsenzveranstaltungen vor Ort werden weiterhin Fortbildungen auf Forumkueche (vhs-bremen.de) angeboten. Melden Sie sich gern an zu Themen wie "Brotbacken in der Schulmensa und Kindergartenküche" oder "Einfacher und Günstiger Kochen durch Digitalisierung":
Forum Küche
Das dreijährige Verbundprojekt "Mehr Bio für Bremen", welches durch das RIGE- Förderprogramm des BÖL finanziert wurde, wurde zum Oktober 2023 erfolgreich abgeschlossen.
Nun startet das Folgeprojekt WURZEL (Wertschöpfung und regionale Zusammenarbeit für Ernährung und Landwirtschaft). Die Biostadt Bremen übernimmt wieder die Projektkoordination und Verbundpartner ist der Verein Sozialökolgie e.V.
Schwerpunkte des Projekts sind:
Regelmäßiges Dialogformat für alle interessierten Bremer Bürger:innen (2x/Jahr)
Die BioStadt Bremen fördert Projekte von gemeinnützigen Einrichtungen und Vereinen, die zur Umsetzung des Aktionsplans 2025 beitragen. Hier stellen wir Ihnen eines der tollen Projekte vor:
Eines der Hauptziele des Schulvereins und der Oberschule Kurt- Schumacher- Allee in der Vahr ist die Förderung eines neuen Bewusstseins für gesunde und nachhaltige Ernährung. Die Eröffnung des Schülercafés wird als berufsvorbereitendes Projekt von Schüler:innen betrieben und steht den Schüler:innen mittwochs und donnerstags während der ersten Pause zur Verfügung.
Neben der Bereitstellung einer gesunden Pausenverpflegung zielt das Projekt auch darauf ab, die Schüler:innen in ihrer Selbstständigkeit und ihren lebenspraktischen Fähigkeiten zu stärken. Durch die aktive Beteiligung am Betrieb des Schülercafés erlernen die Schüler:innen wertvolle Fähigkeiten in Teamarbeit, Verantwortung und Organisation. Darüber hinaus soll ein Bewusstsein für den Konsum von regionalen, saisonalen und biologischen Lebensmitteln geschaffen werden.
Unterstützt durch die BioStadt Bremen, kann das Projekt etabliert und eine langfristige Kultur des gesunden Essens an der Schule aufgebaut werden. Das Engagement verfolgt nicht nur aktuelle Klima- und Nachhaltigkeitsziele, sondern trägt auch maßgeblich zur Umsetzung des Aktionsplans 2025 bei.
Dieses Projekt zeigt, wie Schulen dazu beitragen können, eine gesunde und nachhaltige Ernährung zu fördern, während den Schüler:innen gleichzeitig wertvolle Fähigkeiten und Wissen vermittelt werden.
Weitere Informationen finden Sie auf den folgenden Websites:
Projekt Schülercafe - KSA Bremen
Cool Bio in der KSA - Vahrreport
Es gibt viele tolle und inspirierende Projekte sowie spannende Forschungsvorhaben und daraus resultierende technische und wissenschaftliche Innovationen, von denen wir oft nichts mitbekommen. Aus diesem Grund stellen wir Ihnen in der neuen Rubrik "SPOTLIGHT" spannende Projekte und Forschungsvorhaben zum Thema "nachhaltige Ernährung“ und "Transformation unseres Ernährungssystems" vor. Sie dürfen gespannt sein, was die Zukunft zu bieten hat! Heute stellen wir Ihnen ein deutschlandweites Projekt und dessen Bedeutung für Akteur:innen in Bremen vor.
BioStadt: Liebe Frau Professor Dr. Oldenburg und liebe Frau Glogger-Hönle. Stellen Sie sich doch bitte kurz vor: Wer sind Sie, wie sind Sie in Kontakt mit der Initiative Landwirtschaft macht Schule gekommen, was hat Sie bewegt, für die Initiative tätig zu werden und was sind Ihre Aufgaben?
Ich bin Josephine Glogger-Hönle, 24 Jahre, und seit 2021 als Projektkoordinatorin für die Initiative "Landwirtschaft macht Schule“ des i.m.a e. V. tätig. Ich habe Politikwissenschaft und Geographie an der LMU in München studiert und lebe und arbeite auf unserem landwirtschaftlichen Traditionsbetrieb in Schwaben mit Ackerbau und Wald, der letztes Jahr sein 425-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Wir hatten selbst bis 2011 Schweinemast, früher noch mit Ferkelaufzucht. Gerade bei der Arbeit auf dem Feld kommen mir auch meist die besten Ideen für "Landwirtschaft macht Schule".
Mein Name ist Ines Oldenburg, ich bin Professorin für Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt Didaktik des Sachunterrichts an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Die Initiative "LmS" begleite ich von Anfang an, weil das Thema so viel Potenzial für die Erschließung lebensweltlicher Bezüge für Schülerinnen und Schüler in nahezu allen Unterrichtsfächern bietet, auch gerade dann, wenn es darum geht, Bildung für Nachhaltigkeit (BNE) ganz praktisch zu vermitteln. Im Projekt begleite ich z.B. die Herstellung von geeigneten Unterrichtsmaterialien und bringe pädagogische Expertise in die Online-Schulungen von Landwirtinnen und Landwirten ein, damit der Besuch in der Schule für alle Beteiligten ein Erfolg wird. Privat imkere ich mit großer Begeisterung und lerne dadurch selbst immer wieder neu am Beispiel der Honigernte, wie viele Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Ressourcen es braucht, um unsere Lebensgrundlagen, die Nahrungsmittel, herzustellen und den Verbraucherinnen und Verbrauchern zukommen zu lassen.
BioStadt: Wie ist die Initiative Landwirtschaft macht Schule entstanden?
Viele Kinder und Jugendliche haben oft wenig oder gar falsche Vorstellungen von Landwirtschaft. Um dies zu verbessern, gehen Landwirtinnen und Landwirte jetzt auch in die Schulen. Ziel unserer Initiative ist es, Landwirtinnen und Landwirte zu befähigen, Hof- und Unterrichtsbesuche zu gestalten. Sie können und wollen die Lehrkräfte nicht ersetzen, aber deren Unterricht durch fachlich fundierte Informationen bereichern und Schülerinnen und Schülern neue Perspektiven eröffnen.
Wir wollen Lehrkräfte ermutigen, landwirtschaftliche Themen stärker in ihren Unterricht einfließen zu lassen und dafür die Expertise der Landwirtinnen und Landwirte zu nutzen. Die Lehrkraft kann in Rücksprache mit dem Landwirt über das Thema entscheiden, das im Unterricht behandelt werden soll. Im Idealfall wird die Klasse nach einem Besuch eines Landwirts oder einer Landwirtin auch auf deren Hof eingeladen und kann so das Gelernte zusätzlich in der Praxis vertiefen. Wir empfehlen generell eine Kombination aus dem Besuch eines Landwirts in der Klasse und nach- oder vorgelagert einen Besuch der Klasse auf einem Bauernhof.
Die Initiative wurde vom FML und dem i.m.a e. V. ins Leben gerufen. Inzwischen liegt sie ganz in den Händen des i.m.a und wird von den landwirtschaftlichen Mitgliedsverbänden getragen. Zusätzlich unterstützt die Landwirtschaftliche Rentenbank das Vorhaben. Über den i.m.a. entstehen regelmäßig neue Medien, Materialien, Studien und Projekte, deren gemeinsames Ziel es ist, Landwirtschaft transparent darzustellen und das Verständnis für die Landwirtschaft in der Bevölkerung zu verbessern.
BioStadt: Wie kann ich als Landwirt:in teilnehmen?
Um bei "Landwirtschaft macht Schule" mitzumachen, müssen sich Landwirtinnen und Landwirte auf unserer Internetseite www.landwirtschaftmachtschule.de registrieren. Dort können Sie sich dann mit einer Schule vernetzen oder auch Klassenbesuche organisieren, wenn dorthin bereits Kontakte bestehen. Nach der Registrierung stellen wir allen Teilnehmenden unterstützendes Material zur Verfügung.
BioStadt: Welche Voraussetzungen sollten Landwirt:innen erfüllen?
Mitmachen sollten Profis, also Menschen, die einen landwirtschaftlichen Betrieb führen, der eine Betriebsnummer vorweisen kann.
Es sollten dort Nahrungs- und Lebensmittel, Strom oder Nachwachsende Rohstoffe produziert werden.
Idealerweise haben diese Profis eine landwirtschaftliche und vielleicht sogar eine pädagogische Ausbildung, wobei letzteres nicht verpflichtend ist.
Ganz wichtig ist, Spaß an der Arbeit mit Schülerinnen und Schülern zu haben.
BioStadt: Wie verhält es sich mit der Umsetzbarkeit für die Landwirt:innen, gibt es Ansprechpartner:innen und was gilt es sonst noch zu beachten?
Da ich selbst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen bin, habe ich natürlich die Faktoren Zeit und Umsetzbarkeit immer im Hinterkopf. Aus diesem Grund haben wir zum Beispiel auch für die Schulungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zunächst ein Online-Format mit interaktiven Teilen gewählt. So können jede Landwirtin und jeder Landwirt die Schulung in Etappen und zeitlich flexibel absolvieren. Die Inhalte selbst sind in Zusammenarbeit mit zwei Praktikern aus dem Schulwesen, Prof. Dr. Ines Oldenburg von der Universität Oldenburg und Dr. Günter Alfs sowie mit der Bauernhofpädagogin Thale Meyer entwickelt worden und so aufgebaut, dass es leichtfallen sollte, die Schulung zu absolvieren. Die Inhalte unserer Schulungsvideos stehen den Teilnehmenden auch als pdf-Dateien zum Download zur Verfügung.
Für den Einsatz können Teilnehmende von "Landwirtschaft macht Schule“ hundert Euro Aufwandsentschädigung für ihre Unterrichtsbegleitung erhalten. Eine Doppelung durch weitere Projekte mit ähnlicher Ausrichtung ist jedoch ausgeschlossen.
Die Dauer eines Unterrichtseinsatzes können jede Landwirtin und jeder Landwirt mit der Lehrkraft individuell vereinbaren. Bei Fragen steht unser Team den Teilnehmenden immer persönlich zur Verfügung unter landwirtschaftmachtschule oder per Telefon 030 8105602-10 sowie 0160 8358904.
BioStadt: Wie kann die Vernetzung von Akteur:innen aus Landwirtschaft und Schule ein Erfolg für alle Beteiligten werden?
Ich denke, den größten Erfolg können wir erzielen, wenn wir einen Schritt aufeinander zugehen und uns auf die Idee von "Landwirtschaft macht Schule“ einlassen. Viele landwirtschaftliche Betriebe bieten bereits Schulklassen Besuche auf dem Lernort Bauernhof an. Da ist ein vor- oder nachgelagerter Besuch einer Landwirtin oder eines Landwirts im Schulunterricht naheliegend. So kann man die Schulklasse auf einen Bauernhofbesuch gut vorbereiten oder auch das auf dem Hof Erlebte verfestigen und so einen Beitrag zur Nachhaltigkeit des erlernten Wissens leisten. Zudem bieten viele Lehrpläne zahlreiche Anknüpfungspunkte zur Landwirtschaft, sei es bei naheliegenden Themen wie der Ernährung, der Artenvielfalt und Umwelt oder dem Klima. Aber auch Fächer wie Chemie oder Religion bieten Raum für Themen der Landwirtschaft. Und wer könnte diese besser vermitteln als die außerschulischen Fachexperten und -Expertinnen, die täglich in der Landwirtschaft arbeiten und leben.
BioStadt: Gibt es aus Sicht der Lehrkräfte und Schulen bei der Teilnahme am Projekt noch (weitere) Hinweise?
Die Landwirtinnen und Landwirte sind natürlich keine Lehrkräfte, sondern Expertinnen und Experten für ihren landwirtschaftlichen Betrieb. Die Lehrkräfte sind die Expertinnen und Experten für Unterricht und müssen dafür sorgen, dass ein Ordnungsrahmen in der Schule geschaffen wird. Wichtig ist auch, dass sie den Besuch der Landwirtin oder des Landwirts entsprechend inhaltlich vor- und nachbereiten und in ihre Unterrichtsplanung mit einbeziehen.
BioStadt: Können Sie von erfolgreich eingegangenen Kooperationen und Erfahrungen der Teilnehmenden anhand eines aktuellen Beispiels berichten?
Es gibt bereits seit mehr als 20 Jahren Pilotprojekte in Bayern und Nordrhein-Westfalen. In Bayern ist das Schulfach "Alltagskompetenzen" inzwischen im Lehrplan verankert. Gerade hier nehme ich oft wahr, dass sich teilnehmende landwirtschaftliche Betriebe vor Anfragen, vor allem für Hofbesuche, kaum retten können. Allerdings höre ich auch oft, dass es schwerfällt, Lehrkräfte zu erreichen bzw. die Anknüpfungspunkte zur Landwirtschaft und auch deren Notwendigkeit für eine "Bildung für nachhaltige Entwicklung" der Schülerinnen und Schüler zu verdeutlichen. Hierbei können wir mit unserer Initiative "Landwirtschaft macht Schule" wertvolle Unterstützung bieten.
Vielen Dank für das Interview!
Für weitere Informationen zur Initiative Landwirtschaft macht Schule
Landwirtschaft macht Schule
In dieser Rubrik befragen wir verschiedene Akteure der Gemeinschaftsverpflegung zu ihrem Arbeitsalltag, den Herausforderungen und Erfolgserlebnissen, wenn es um die Umstellung auf bio-regionale Produkte in den Kantinen geht. Dabei soll die gesamte Wertschöpfungskette abgebildet werden: Von Köch: innen und Verpflegungsverantwortlichen, über Handel, Produzenten bis zur Landwirtschaft, sowie in dem Bereich engagierte NGOs.
BioStadt: Liebe Frau Rüßmann, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Stellen Sie sich doch kurz vor: Wer sind Sie und was machen Sie beruflich?
Ich, Judith Rüßmann, bin Diplom Betriebswirtin und seit 2009 als Geschäftsbereichsleitung der Wirtschaftsbetriebe/Speisenversorgung der Gesundheit Nord gGmbH verantwortlich.
BioStadt: Wo ordnen Sie Gesundheit Nord in der Wertschöpfungskette ein?
Zu allererst sind wir für ganz Bremen und oft auch über die Stadtgrenzen hinaus der Leistungsträger in der Gesundheitsversorgung. Wir sind da, wenn Menschen schwer krank sind oder einen Unfall hatten. Mit Blick auf die Speisenversorgung sind wir als Gesundheitsdienstleister zudem natürlich auch ein Großabnehmer von Lebensmitteln.
BioStadt: Woher bezieht die GeNo ihre Lebensmittel? Werden die Speisen vor Ort zubereitet?
Wir arbeiten mit verschiedenen Lieferanten zusammen – haben aber auch bei den bereits zubereiteten Mahlzeiten direkten Einfluss darauf, was für Waren verarbeitet werden oder welche Rezepturen zum Einsatz kommen. Wir setzen hier sehr auf Regionalität und steigern wo es geht die Bio-Quote – so arbeiten wir zum Beispiel eng mit einer regionalen Bio-Hofmolkerei zusammen. In unseren Küchen werden die Speisen portioniert und für die Ausgabe vorbereitet. Patientinnen und Patienten, die auf eine besondere diätische Kost angewiesen sind, werden Speisen entsprechend extra zubereitet.
BioStadt: Krankenhaus-Essen und Nachhaltigkeit bringt man erstmal nicht unbedingt miteinander in Verbindung. Wo sehen Sie den Zusammenhang – generell, aber auch speziell in Bezug auf die Einrichtungen der GeNo?
Wir geben pro Jahr in etwa 2 Millionen Mahlzeiten für unsere Patientinnen und Patienten heraus. Bei dieser Menge kann man also auch mit Kleinigkeiten viel bewirken. Neben regionalen Anbietern achten wir zum Beispiel sehr darauf, dass Bedarf und Menge zusammenpassen, am Ende also möglichst wenig weggeschmissen wird. Ein Beispiel ist da der 200ml Becher Milch, eine Größe, die es vorher so nicht gab, die wir aber in Zusammenarbeit mit der Hofmolkerei entwickelt haben, um dem realistischen Bedarf an Lebensmitteln möglichst nahe zu kommen.
BioStadt: Welche Schritte hat die GeNo eingeleitet, um für mehr Nachhaltigkeit und Regionalität zu sorgen und wie hoch schätzen Sie den Bio-Anteil der Produkte ein?
Bei etwa 2 Millionen Mahlzeiten pro Jahr sind wir natürlich täglich auf riesige Mengen Lebensmittel angewiesen – und diese müssen fertig zu bereitet bereits bei uns ankommen. Das ist nicht immer einfach, aber wir haben Lösungswege gefunden. Beim Thema Trinkmilch und Kakao haben wir gemeinsam mit einem regionalen Lieferanten zum Beispiel schon 2018 komplett auf Bio umgestellt. Auch in vielen anderen Bereichen sind die Geno-Küchen dem Bremer Aktionsplan in Sachen Bio-Umstellung bereits voraus. So gibt es auch beliebte Gerichte wie Bolognese oder Hühnerfrikassee ebenfalls in Bio-Qualität, um nur einige zu nennen, hinzu kommen Bio Obst, Bio Käse, Bio Brot und auch bei den Beilagen setzen wir schon vielfach Bio-Produkte ein. Zudem haben wir den Fleischanteil in den Gerichten um 60 Prozent reduzieren können und haben mehr vegetarische und vegane Komponenten in den Speiseplänen. Stetig wird der Bio-Anteil erhöht.
BioStadt: Welche Schritte hat die GeNo eingeleitet, um die DGE-Zertifizierung zu erreichen? Worin bestanden die größten Herausforderungen und wie konnten diese erfolgreich überwunden werden?
Das war ein Riesenprojekt, das wir als Team super angepackt haben. Neben der Anpassung der Menülinien, der Beschaffung von Lebensmitteln, die den Vorgaben der DGE entsprechen, spielte auch die Schulung der Kolleginnen und Kollegen im gesamten Klinikbereich eine große Rolle. Wir haben heute zum Beispiel eine eigene DGE-Menülinie, die wir in den Speiseplänen besonders kennzeichnen und schulen jährlich verschiedenste Abteilungen des Krankenhauses. Direkt das Erst Audit wurde in allen 4 Häusern bravourös bestanden.
BioStadt: Man hört immer wieder, dass in Krankenhäusern sehr viele Lebensmittel weggeschmissen werden. Ist das ein Thema bei der GeNo und haben Sie Ideen, wie man dem entgegenwirken könnte?
Das Krankenhaus ist ein Bereich, in dem es besonders auf Hygiene ankommt. Das bedeutet auch: Alles, was im Krankenhaus ausgegeben wurde und nicht verzehrt wurde, muss später allein aus hygienischen Gründen entsorgt werden, auch wenn es nicht angerührt worden ist. Mit der Anpassung der Verpackungsgrößen und der Ausgabeportionen reduzieren wir aber auch aktiv die Müllmenge. Generell weisen wir auch Patientinnen und Patienten darauf hin, dass sie beim Ankreuzen der Speisepläne immer nur so viel bestellen, wie sie voraussichtlich auch schaffen, um später weniger wegschmeißen zu müssen. Es werden häufig die Rückläufe beobachtet und gemessen, um zeitnah gegensteuern zu können.
BioStadt: Mit welchen Schritten kann Ihrer Meinung nach das Ziel "Bio aus Bremen und umzu für Bremen" erreicht werden?
Es steckt eine Menge Arbeit hinter dem Thema Umstellung und man trifft auch auf viele Hürden, für seine Bedürfnisse als Großabnehmer die passenden Angebote und Lieferanten zu finden. Offenheit und Kreativität helfen ungemein und der Austausch mit den Lieferanten ist ganz wichtig. Wir haben uns zu Beginn auch Tipps von der Küchenleitung der Uni Oldenburg geholt, wo die Küchen schon lange Bio zertifiziert sind. Auch dieser Austausch war ungemein hilfreich.
BioStadt: Aus der Presse war zu entnehmen, dass die vier Küchen der GeNo bis 2025 in eine zentrale Speisenversorgung überführt werden sollen. Was versprechen Sie sich von dieser Entwicklung?
Die Zentralisierung der Speisenversorgung bietet natürlich die Möglichkeit, Synergien zu nutzen und die Effizienz zu steigern, indem unter anderem die Lebensmittel in einheitlichen Qualitäten und noch größeren Mengen eingekauft werden und zentral angeliefert werden können. Bereits seit 2018 beziehen die öffentlichen Krankenhäuser der GeNo zu 100 Prozent Bio-Milch von einer regionalen Hofmolkerei, mit der dieses Produkt gemeinsam mit der GeNo eigens für die GeNo entwickelt wurde. Mit der Zentralisierung entsteht u.U. darüber hinaus die Chance, den Anteil von regionalen Bio-Lebensmitteln durch eine gebündelte Nachfrage noch weiter zu erhöhen.
BioStadt: Was würden Sie anderen Kliniken raten, die ihr Speiseangebot nachhaltiger gestalten möchten? Was sind die größten Herausforderungen?
Wir stehen da sehr gerne für einen Austausch zur Verfügung. Aber am Ende muss der Weg auch immer zu den jeweiligen Voraussetzungen passen. Da gibt es, glaube ich, keine Pauschalempfehlungen. Und manchmal findet man Lösungen, die man anfangs nicht für möglich gehalten hat. Und diese werden von sehr vielen Patientinnen und Patienten gutgeheißen. Denn die meisten Menschen sind natürlich auch immer stärker an einer abwechslungsreichen und gesundheitsorientierten Ernährung interessiert.
BioStadt: Was sind Ihre Wünsche für die Zukunft der GeNo und wobei würden Sie sich mehr Unterstützung wünschen? Worauf sind Sie schon jetzt besonders stolz?
Ich glaube, wir dürfen auch ein bisschen stolz sein, dass wir in den vergangenen Jahren mit ganz viel Arbeit und einem tollen Team, trotz der angespannten Finanzlage, viele Lösungswege gefunden haben.
Vielen Dank für das Interview!
Die Köche Jens Kölling, Küchenleiter in der Schulküche Andernacher Straße, und Hans-Christian Windrich aus dem Kinder- und Familienzentrum Haus Windeck haben im Rahmen einer kreativen Rettungsaktion 210 kg krumme und überreife Tomaten sowie 20kg Zucchini vor der Tonne gerettet und damit ein großartiges Zeichen für die Hebelwirkung der Außerhausverpflegung bei der Lebensmittelverschwendung und die Exzellenz von Küchenleitungen in Bremer KiTas gesetzt.
Zum Ende der Tomaten-Saison besteht regelmäßig ein Überangebot auch aus regionalen Tomaten in Bioland- und Demeter-Qualität, die nicht für die Supermarkt-Auslage vorgesehen sind. Aus diesen hochwertigen, jedoch optisch "krummgewachsenen" Tomaten wurde unter anderem Tomatenpassata und Tomatenwasser gekocht. Die Aktion verdeutlicht exemplarisch wie die Vorteile kurzer, regionaler Wertschöpfungsketten und gut ausgebildeter Köch:innen die Reduzierung von Lebensmittelabfall und die vollen Mägen von Kindern und Jugendlichen in Einklang bringen können.
Den Bericht von KiTa Bremen und das leckere Rezept für die Retter-Passata findet ihr unter:
Lebensmittelrettung - KITA Bremen
Die Verbraucherzentrale Bremen e.V. hat mit dem Projekt "Bremer Kitas reduzieren Lebensmittelverluste" in Zusammenarbeit mit der Nationalen Klimaschutzinitiative in fünf Kitas der Bremischen Evangelischen Kirche die Lebensmittelabfälle gemessen und gemeinsam mit Kita- & Küchenpersonal daran gearbeitet, die Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Es haben zwei Messungen stattgefunden, um einen Vorher – Nachher – Vergleich zu ermöglichen. Zudem wurden Kita-Eltern, die Lust haben sich für das Thema Lebensmittelverschwendung einzusetzen, ebenfalls mit einbezogen. Denn nicht nur in den Kitas, sondern auch im privaten Rahmen sollte ein Bewusstsein für den wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln geschaffen werden.
Durch die Reduzierung von Lebensmittelabfällen können die Kita-Küchen und Familien das Klima schützen und Geld sparen. Denn im Durchschnitt werden pro verschwendetem Kilo Lebensmittel 4 Euro mit in die Tonne geworfen. Ersparte Kosten können dann beispielsweise in einen höheren Anteil an Bio-Lebensmitteln investiert werden. Im Rahmen des Projekts wurde ein Selbstlernpfad erstellt. Dieser soll es Akteur:innen der Außer-Haus-Verpflegung künftig ermöglichen Lebensmittelabfälle in ihrem Betrieb zu messen und Maßnahmen zur Reduzierung zu erarbeiten. Was haben wir vor? |
Verbraucherzentrale Bremen
Erneut besteht die Chance die nachhaltige und ökologische Land- und Ernährungswirtschaft in der Region aktiv zu fördern und mit einer Investition unter anderem dazu beizutragen, dass regionale Wertschöpfungsketten ausgebaut werden. Bei der zweiten Aktienausgabe der Regionalwert AG Bremen & Weser-Ems wurden 770 neue Aktien ausgegeben. Mit dem Blick auf die bevorstehende Weihnachtszeit eignen sich die Aktien als sinnvolle Geschenkidee. Einen Erklärfilm, Informationen zur Aktienzeichnung und eine Vorstellung der Partnerbetriebe aus der Region gibt es auf der Internetseite der Regionalwert AG Bremen & Weser-Ems
Am 30. /31.10. gibt es vom VKD im Rahmen von "Plant Based" eine Gratis-Veranstaltung zur Veggie-Küche. Es geht um den Käse-Klassiker Pecorino Romano.
Ein Termin (30.10.) ist für Azubis, der andere (31.10.) für ausgelernte Köche.
Für den Termin meldet euch auf der VKD-Seite an
VDK Seminare
19:30 – 20:30 Uhr
Bremer Volkshochschule, Faulenstraße 69,28195 Bremen
In Kooperation mit der VHS Bremen informiert die Verbraucherzentrale zum Thema "Reste im Restaurant"
Zur Aktionswoche Deutschland rettet Lebensmittel! Reste im Restaurant – vermeidbar oder notwendig?
Gut 17 Prozent der Lebensmittelverluste entstehen in der Außer Haus Verpflegung, auch in Restaurants und Kantinen. Welche Möglichkeiten haben Restaurants, diese zu reduzieren und was kann jede:r einzelne tun? Der Vortrag findet im Rahmen der Aktionswoche Deutschland Rettet Lebensmittel statt.
Anmeldung: erforderlich über die Website der VHS Bremen
Kurssuche VHS Bremen
9:30 - 16:30 Uhr
Stadthalle Walsrode
Das große Branchentreffen für Direktvermarktung, Landtourismus, Hofgastronomie, Bauernhofpädagogik und andere diversifizierte Betriebe bietet die Möglichkeit mit Berufskolleg*innen, Verbänden und Fachleuten in spannenden Expertenrunden zu diskutieren. Es können 2 von 6 Expertenrunden gewählt werden. Eine kleine Produktbörse bietet die Gelegenheit, Ergänzungen für das eigene Sortiment zu finden oder Dienstleistungen des Nachbarbetriebes für die eigenen Kundinnen und Kunden zu nutzen.
Anmeldung und weitere Informationen unter:
Fachforum Einkommenskombinationen - Landwirtschaftskammer Niedersachsen
9:00 – 12:00 Uhr
Bremer Volkshochschule, Faulenstraße 69,28195 Bremen
In der Fortbildung beschäftigen wir uns mit der Frage, wie der Computer und online-Tools dabei helfen können, die Speiseplanung und die Lebensmittelbeschaffung in Richtung "Bio und Nachhaltigkeit“ zu unterstützen. Außerdem geht es um das Thema Mehrkosten für Bio und wie man mit möglichst wenig Geld viel Bio auf den Teller bekommt. Die Kalkulation von Rezepten sowie die Themen Lebensmittelbestellung und Lieferantenstruktur sind weitere Themen des Tages. In Kooperation mit Ökomarkt Hamburg e.V.
Anmeldung unter:
Einfacher und günstiger Bio kochen - Wie der Computer und Online Tools helfen können
17:30 Uhr
KUNZ, Sedanstr. 12, 28201 Bremen
Die kürzlich gegründete Genossenschaft, die in Bremen eine nachhaltigere und fairere Einkaufsalternative anbieten will, lädt zu Infoabenden ein. Die folgenden Infoabende finden an folgenden Terminen statt:
Anmeldung und weitere Informationen unter
Termine - Supercoop Bremen
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